Tags: System Center, Private Cloud, VMM
Die Virtualisierung und Konsolidierung von Servern war nur der Anfang, der nächste Schritt soll die Private Cloud sein. Sie versetzt IT-Abteilungen, so die Vision, in die Position eines Infrastruktur-Providers nach dem Vorbild von Amazon, der seine Kunden flexibel aus einem riesigen Ressourcen-Pool bedient und sie exakt nach beanspruchter Leistung abrechnet. Für viele Unternehmen ist das noch Zukunftsmusik, aber VMware bietet viele der dafür benötigten Funktionen. Microsoft möchte bisher fehlende Technologien nächstes Jahr im System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) 2012 nachreichen.
Eine wesentlich Aufgabe von Software zur Errichtung einer Private Cloud besteht darin, benötigte Ressourcen weitgehend automatisiert bereitzustellen. Das beginnt mit dem Deployment des Hypervisors auf neuen Servern und endet mit dem Provisioning virtualisierter IT-Komponenten wie Prozessoren, Speicher und Netzwerken.
Automatisierte Bereitstellung durch Fabric Management
Der SCVMM 2012 ("SCVMM vNext") soll daher eine Deployment-Funktion erhalten, mit der sich Hyper-V auf neuen Rechnern ohne installiertes Betriebssystem einrichten lässt. Ähnlich wie der sonst von Windows bekannte Deployment-Prozess bootet der Server über PXE, lädt ein WinPE-Image herunter und installiert Windows Server mit der Hyper-V-Rolle. Der ganze Vorgang wird vom VMM aus gesteuert. VMware fügte ein ähnliches Feature namens Scripted Installation zur automatisierten Verteilung von ESXi in vSphere 4.1 hinzu.
Die Bare-Matal-Installation des Hypervisors und damit das Provisioning von VMs sieht Microsoft als einen Aspekt des Fabric Management, also der Zusammenstellung von Ressourcen-Bündel aus Rechenleistung, Storage und Netzwerk. Als neues Feature in dieser Kategorie kommt hinzu, dass VMM 2012 auch Hosts verwalten kann, die mit vSphere 4.x oder XenServer virtualisiert wurden.
Dynamische Verteilung von Workloads
Einen weiteren wesentlichen Fortschritt für die Virtualisierungsplattform von Microsoft bringt Dynamic Optimization, das Arbeitslasten dynamisch zwischen Hyper-V-Hosts in einem Cluster verteilen kann. Es ist somit das Gegenstück zum Distributed Resource Scheduler bei VMware. Wie dieser wird VMM 2012 ein Power-Management bieten, mit dessen Hilfe sich Workloads von nicht ausgelasteten Hosts auf anderen Servern zusammenführen lassen. Die nicht mehr benötigten Maschinen werden anschließend heruntergefahren.
Derzeit bietet Microsoft ein Feature namens PRO, das den VMM 2008 in Zusammenarbeit mit dem System Center Operations Manager erlaubt, VMs auf einem passenden Host zu platzieren. Die Kombination der beiden Tools ist nicht nur kompliziert, sondern erfordert neben dem eigentlichen Management-Tool für virtualisierte Systeme auch die Anschaffung von SCOM. Die Konzentration vieler zentraler Management-Funktionen für die Server-Virtualisierung auf den VMM 2012 macht ihn zum Gegenstück von VMware vCenter, das als alleinige Schaltzentrale für vSphere dient.
IT-Ressourcen über Selbstbedienung
Zum Konzept der Private Cloud gehört auch, dass Fachabteilungen in Selbstbedienung IT-Ressourcen anfordern können. Diesem Zweck bieten immer mehr Hersteller eigene Web-Portale an, die meist als Service Catalog oder in Anlehnung an die Consumer-Welt als App-Store bezeichnet werden. Microsoft gab nun das Self Service Portal 2.0 für den VMM 2008 frei, das sich allerdings im Unterschied zu anderen solchen Tools nicht an Endbenutzer richtet, sondern an IT-Beauftragte in den Abteilungen. Sie können über das Portal die für ihre Anwendungen benötigten Ressourcen anfordern.
Das SSP 2.0 kann als kostenlose Ergänzung zum VMM 2008 heruntergeladen werden, der aber viele im Frontend definierbare Aufgaben nicht durch entsprechende Funktionen unterstützt. Vielmehr enden Anforderungen derzeit häufig in Handarbeit für den Administrator. Das gilt schon für die Bereitstellung, weil erst der VMM 2012 das Fabric Management automatisiert. Daher wirkt das SSP 2.0 teilweise wie eine Fassade, hinter der erst der VMM ausgebaut werden muss. Das gilt etwa auch für die Kapazitätsplanung, um die sich der Administrator selbst kümmern und beispielsweise prüfen muss, ob bei Provisioning von Netz-Resourcen genügend IP-Adressen vorhanden sind. Auch das im Frontend vom Anwender eingegebene Ablaufdatum einer VM stellt diese nicht automatisch außer Dienst, vielmehr muss sich der Systemverwalter dieses Datum in irgendeiner Form vormerken.
Keine echte Mandantenfähigkeit
Schließlich sieht der SSP 2.0 zur Abrechnung der bereitgestellten IT-Ressourcen auch die Eingabe einer Kostenstelle vor. Allerdings mangelt es Microsoft derzeit noch an einer Komponente, die eine IT-Abteilung nach dem Muster eines Cloud-Providers befähigt, ihre Kosten den internen Kunden in Rechnung zu stellen. Aktuell springt dafür VKernel mit einer Chargeback-Erweiterung für das SSP 2.0 ein.
Insgesamt bewegt sich Microsoft mit den beiden Tools in die Richtung, die VMware bereits vorgegeben hat. SCVMM 2012 wird zum Pendant für vCenter, das SSP 2.0 erfüllt ähnliche Aufgaben wie das Selbstbedienungsportal im vCloud Director. Allerdings geht der Director weit über diese Portalfunktionen hinaus und erlaubt das dynamische Partitionieren von Rechenzentren in logische Einheiten, eine Voraussetzung für die Mandantenfähigkeit der Private Cloud. Microsoft stellt ein Pendant zum vCloud Director derzeit nicht in Aussicht, zumindest konnte mir Brad Anderson auf der TechEd in Berlin keine Auskunft über derartige Pläne geben.
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