Tags: Windows 7, Lizenzierung, Office
Selbst wenn man sich schon eingehend mit Microsofts Lizenzbedingungen beschäftigt hat, stößt man immer wieder auf Informationen, die allgemein anerkannte Interpretationen in Frage stellen und Möglichkeiten zum Kostensparen eröffnen. Für zu hohe Ausgaben sind aber nicht nur komplizierte Bedingungen verantwortlich, sondern generell ein zu laxes Lizenz-Management in vielen Unternehmen. Bei der User Group von Matrix42 gab es einige informative Vorträge zu diesem Thema. Nachfolgend stelle ich einige Punkte zusammen, die mir besonders interessant erschienen.
Jörg Henschel von Metrix Consulting referierte über die Ergebnisse der von ihm praktizierten Nutzungsanalyse von Software, mit der festgestellt werden soll, welche der vorhandenen Programme wie häufig eingesetzt werden. Zweck der Übung ist es, nicht benötigte Software aufzuspüren und zu eliminieren. Die seit 7 Jahren bei verschiedenen Kunden durchgeführten Analysen führten bei allen Firmen unabhängig von der Branche zu ähnlichen Ergebnissen:
- Wie in vielen Bereichen der digitalen Wirtschaft (siehe dazu Chris Andersons "Long Tail") folgt die Softwarenutzung einer Pareto-Verteilung: 80% der gesamten Softwarenutzung entfällt auf 20% der Produkte.
- Auf ca. 80% aller Arbeitsplätze befindet sich Software, die nicht genutzt wird.
- In zentral gemanagten Citrix-Umgebungen, wo die Benutzer keine Software installieren können, ist der Anteil nicht benötigter Anwendungen erwartungsgemäß geringer.
- Pro Arbeitsplatz lassen sich 200 bis 300 Euro einsparen, wenn nicht verwendete Programme deinstalliert werden. Die Kostenreduktion komme zustande, weil Wartungsverträge nicht verlängert und Updates nicht angeschafft werden müssen. Außerdem ließen sich teilweise Lizenzen auch verkaufen.
- Viele Unternehmen sind zu unflexibel, um Lizenzen von einer Kostenstelle auf eine andere zu übertragen. Wenn in einer Abteilung gerade ein Projekt beendet wurde, schaffe sich eine andere neue Lizenzen einer Projekt-Management-Software an, weil der Aufwand für die Überlassung der bestehenden Lizenzen als zu groß erachtet werde.
- Auch wenn viele Mitarbeiter heute einen großen Teil ihrer Zeit vor dem Bildschirm verbringe, bleibe die Dauer der aktiven Nutzung von Software relativ gering. Die Messungen von Metrix bewegten sich zwischen 56 Minuten und 3 Stunden pro Tag und Arbeitsplatz.
- Word verliere zugunsten von Powerpoint, weil immer öfter auch interne Mitteilungen als PPT-Präsentationen gestaltet würden.
Schlupflöcher bei der Windows-Lizenzierung?
Neben einem strafferen Lizenz-Management gibt es weitere Möglichkeiten, um Kosten zu sparen, etwa indem man bei der Anschaffung von Software Lücken in den lizenzrechtlichen Einschränkungen findet. Dies gilt etwa für große Hersteller mit komplizierten Verträgen. Dabei fällt es allerdings meist schwer, eine verbindliche Bestätigung für die Legalität bestimmter Nutzungsarten zu erhalten.
Auf der Matrix42-Veranstaltung etwa berichtete ein Anwender, sein Unternehmen habe für die Windows-7-Migration neue PCs mit vorinstallierten OEM-Versionen des Betriebssystems angeschafft. Das für die automatisierte Verteilung von Images notwendige Re-Imaging-Recht habe man durch den Kauf einer einzelnen Volumenlizenz von Windows 7 erworben und für die Installation sämtlicher Rechner genutzt. Der Vertriebsbeauftragte von Microsoft habe dieses Vorgehen als zulässig betrachtet. Ob in dieser Konstellation auch eine Volumenaktivierung möglich gewesen sei, wusste der Anwender allerdings nicht mehr.
Nach der von Microsoft kommunizierten und allgemein anerkannten Sicht sind OEM-Lizenzen von Windows an ein bestimmtes Gerät gebunden. Das Urteil des BGH zum Verkauf von OEM-Lizenzen auch ohne Hardware könnte sich auch auf andere Situationen auswirken. So wären vorhandene XP-Lizenzen nicht nur auf neue Rechner übertragbar, sondern etwa auch in virtuellen Maschinen unter Windows 7 weiterverwendbar. Bedingung dafür sei jedoch, dass das alte Gerät mit dem Lizenzaufkleber aufbewahrt werde.
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