Tags: Hyper-V, Linux
Microsoft verbesserte und erweiterte die Linux-Unterstützung seines Hypervisors von Version zu Version. Daher könnte man Windows 8 Hyper-V als Alternative zu VMware Workstation oder VirtualBox in Erwägung ziehen, um beispielsweise Ubuntu in einer VM auszuführen. Das größte Manko dieser Konstellation ist indes die Interaktion mit dem Linux-Desktop.
Die größte Bedeutung für die Unterstützung eines Betriebssystems durch Hyper-V kommt den Integrationsdiensten zu. Die von ihnen bereitgestellten paravirtualisierten Treiber sorgen erst für eine akzeptable Performance von Storage- und Netzwerkzugriffen. Darüber hinaus kümmern sie sich unter anderem um die Synchronisierung der Systemzeit zwischen Host und Gast sowie darum, dass ein Backup von VMs in einem konsistenten Zustand erfolgen kann.
Kein mit Windows gleichwertiger Support
Microsoft stellte die Integrationsdienste für Linux schon in früheren Versionen bereit, allerdings beschränkte sich die Unterstützung lange auf die zwei wichtigsten Distributionen für den professionellen Einsatz, nämlich Red Hat und SuSE. Der Support für Linux war bisher nicht gleichwertig mit jenem von Windows. Die in Windows 8.1 und Server 2012 R2 enthaltene Version des Hypervisors unterstützt nun endlich auch Dynamic Memory für das Open-Source-System.
Die Installation von Ubuntu unter Hyper-V verläuft gleich wie jene von Windows. Es gibt keine Auswahl von Gastbetriebssystemen wie in VMware Workstation oder VirtualBox, wo der Setup-Wizard die VM abhängig vom gewählten OS konfiguriert. Man durchläuft die üblichen Schritte zum Anlegen und Konfigurieren einer VM, verbindet das CD-Laufwerk mit der ISO-Installationsdatei von Ubuntu und startet die VM.
Integrationsdienste überprüfen
Nach erfolgreicher Installation des Gastbetriebssystems muss man sich um die Integrationsdienste kümmern. Im Fall der neuesten Ubuntu-Versionen fällt dies einfach, weil sie schon Teil der Distribution sind und vom Setup automatisch installiert werden, wenn es erkennt, dass Ubuntu in einer VM unter Hyper-V läuft.
Dennoch ist es sinnvoll, sich davon zu überzeugen, dass die Integrationsdienste gestartet wurden. Dies muss man innerhalb der VM tun, weil der Hyper-V Manager alle Funktionen der Integrationsdienste in den Einstellungen der VM immer als aktiviert anzeigt, auch wenn die entsprechenden Module gar nicht vorhanden sind. Daher öffnet man in Ubuntu ein Terminal und gibt den Befehl
lsmod | grep -i "hv_"
ein. Die Ausgabe des Befehls sollte anzeigen, dass die Module hv_storvsc, hv_netvsc, hv_utils und hv_vmbus laufen.
Verbindung über VMConnect aufbauen
VMs laufen unter Hyper-V grundsätzlich headless, also ohne dass ihre Grafikausgabe sichtbar ist. Möchte man auf den Desktop von Ubuntu zugreifen, dann geht das wie bei jeder anderen VM direkt aus dem Hyper-V Manager über das integrierte VMConnect. Es baut eine RDP-Verbindung über den Host auf, so dass im Gastsystem keine Remotedesktop-Unterstützung verfügbar sein muss (siehe dazu Hyper-V: Mit VMs verbinden über VMConnect und Remotedesktop).
Allerdings tritt bei solchen Sessions der Fall auf, dass Ubuntu den Monitor nicht richtig identifizieren kann und diesen als Laptop einstuft. In der Folge bleibt die Auflösung auf relativ geringe Werte beschränkt. Auch wenn das Menü von VMConnect einen eigenen Eintrag für die Zwischenablage aufweist, funktioniert außerdem das Copy & Paste zwischen dem Windows in der Parent Partition und Ubuntu nicht, und zwar in keine Richtung.
Direkte Remotedesktop-Verbindung herstellen
Die Limitierungen von VMConnect kann man beim Zugriff auf Windows-Gäste umgehen, indem man eine Remotedesktop-Verbindung direkt mit dem Betriebssystem aufbaut. Sie ist auch im Fall von Ubuntu möglich, nachdem man dort einen RDP-Server installiert hat. Ein solcher steht in Form von xrdp zur Verfügung, der aber nicht zum Lieferumfang des Systems gehört. Man kann ihn aber einfach mit
sudo apt-get install xrdp
nachrüsten. Anschließend kann man sich über den Windows-eigenen Remotedesktop mit Ubuntu verbinden. Die Konfiguration der RDP-Einstellungen kann man sich dabei aber schenken, weil xrdp ein Mapping lokaler Laufwerke und Drucker nicht unterstützt. Ebensowenig funktioniert der Datenaustausch über Copy & Paste. Der in einigen Foren empfohlene Aufruf von vncconfig führte bei meinen Tests zum Abbruch der Verbindung.
Ergänzende SSH-Verbindung für den Datenaustausch
Möchte man für den Zugriff auf den Ubuntu-Desktop bei RDP bleiben, dann empfiehlt es sich, parallel dazu eine SSH-Verbindung zu nutzen, um Dateien zwischen den Systemen austauschen zu können. Zu diesem Zweck muss man in Ubuntu eine weitere Server-Software nachinstallieren, nämlich Open SSH. Dies erfolgt über
sudo apt-get install openssh-server
Anschließend kann man zum Beispiel eine sftp-Verbindung über Filezilla aufrufen, um Dateien hoch- und runterzuladen. Noch eleganter ist der Einsatz von Swish, das entfernte Dateisysteme als Windows-Laufwerke mounten kann. Von einem Komfort, wie ihn die VMware Workstation mit Drag & Drop für den Datenaustausch bietet, ist das aber noch weit entfernt.
X-Server statt RDP
Alternativ zur Interaktion mit dem Ubuntu-Desktop über RDP bietet die Unix-Welt noch andere Mechanismen. Unter dem Aspekt der Bedienerfreundlichkeit und der Integration mit Windows ist ein X-Server am vielversprechendsten. Ein solcher steht mit MobaXterm als Open-Source-Software zur Verfügung.
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