Server für kleine Firmen: SBS 2011 Essentials und Standard, Multipoint Server


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    Windows AuroraSeit der Einführung des Small Business Server 2003 bietet Microsoft kleineren Unternehmen das Betriebssystem zusammen mit wesentlichen Server-Applikationen an, ergänzt um eine gemeinsame Installation und Management-Konsole. Die nächste Generation der KMU-Software auf Basis von Windows Server 2008 R2 beschränkt sich nicht mehr auf dieses Paket-Konzept, sondern umfasst ein breiteres Spektrum für unterschiedliche Bedürfnisse. Allerdings fällt es dabei nicht ganz leicht, die richtige Wahl zu treffen.

    Gleichzeitig mit der Aufgabe des Essential Business Server 2008 im März dieses Jahres kündigte Microsoft eine neue Variante des Windows Server für kleine Unternehmen an. Diese Version unter dem Namen Windows Small Business Server 2011 Essentials (Codename "Aurora") packt nicht mehr die gesamte SMB-Grundausstattung in eine Box, sondern beschränkt sich auf Basisfunktionen und ist darauf vorbereitet, weitergehende Dienste über die Business Productivity Online Suite (BPOS) zu beziehen. Dazu zählen vor allem Mail und Kalender via Exchange Online, so dass Firmen den Messaging-Server nicht mehr selbst betreiben müssen.

    Microsoft nennt diese Kombination aus lokalem Server und Online-Diensten "cross premise". Daneben behält es den Small Business Server in seiner bisherigen Form bei, er liegt wie Aurora derzeit als Betaversion vor und heißt Small Business Server 2011 Standard (Codename "SBS 7").

    Neben diesen beiden explizit für KMUs ausgewiesenen Server gibt es jedoch noch weitere Varianten, die sich für diesen Markt eignen. Dazu zählt die Edition "Foundation" von Windows Server 2008 R2, der Windows Home Server sowie der Multipoint Server. Beim Windows Home Server steht das Update auf die Version 2 bevor, er ist unter dem Codenamen "Vail" derzeit ebenfalls als Beta verfügbar.

    Windows Small Business Server 2011 Essentials

    Wie die gesamte neue Generation der KMU-Server beruht er auf der Codebasis von Windows Server 2008 R2. Darüber hinaus teilt er viele Funktionen mit dem Home Server v2, unter anderem das Backup, das auch Clients mitsichern kann sowie die als Dashboard konzipierte Verwaltungsoberfläche. Das betrifft zusätzlich auch die Möglichkeit, via Browser auf Dateien und die Admin-Oberfläche zuzugreifen ("Web Access") sowie ein Feature names "Drive Extender". Es fasst ähnlich wie DFS mehrere Plattenlaufwerke zu einem Pool zusammen und reduziert damit die Zahl der Laufwerksbuchstaben. Zu Drive Extender gehört zudem eine Duplizierungsoption, so dass jede Datei zur Sicherheit zusätzlich auf einem anderen Laufwerk vorgehalten wird.

    Update: Microsoft hat den Drive Extender aus dem Home Server und dem SBS 2011 Essentials entfernt.

    Der Small Business Server 2011 Essentials umfasst das Active Directory für die Verwaltung von Benutzern und Computern. Allerdings gilt die Einschränkung, dass er keiner bestehenden Domäne beitreten kann, sondern als erster bzw. allein stehender Domain Controller eingerichtet werden muss. Mit von der Partie sind auch die Active Directory Federation Services, die ein Single-Sign-on mit Microsofts Cloud-Services erlauben. Die Nutzung der BPOS mit Aurora ist nur eine Option und nicht Teil der Server-Lizenz.

    Die wichtigsten Features

    • Verwaltung der User und Computer mittels Dashboard auf Basis eines Active Directory
    • SSO mit den BPOS via ADFS 2.0
    • Backup von Server und Clients
    • Storage Pooling mit Drive Extender
    • Zugriff auf Dateien via Browser, sowohl intern als auch extern ("Web Access")
    • Maximal 25 Benutzerkonten

    Windows Small Business Server 2011 Standard

    Beim SBS 2011 Standard handelt es sich um die Weiterentwicklung des traditionellen Small Business Server, der neben dem Betriebssystem eine Grundausstattung an Server-Anwendungen enthält. Die nächste Version bringt alle Komponenten auf den neuesten Stand, also auf Server 2008 R2, Exchange 2010, SharePoint 2010 Foundation (inklusive der Office Web Apps) und Windows Server Update Services (WSUS) 3.0.

    Die Produktbroschüre (PDF) nennt weitere Features wie Client- und Network-Protection, ohne die dahinter liegenden Technologien zu spezifizieren. Das Gleiche gilt für die dort erwähnte Firewall, von der nicht klar ist, ob es sich dabei um eine Variante des Threat Management Gateway (TMG, früher ISA-Server) handelt.

    Der SBS 2011 Standard läuft als reine on-Premise-Lösung. Er wird nicht wie bisher zusätzlich in einer Premium Edition erhältlich sein, vielmehr lässt sich der SQL Server 2008 R2 Standard Edition for Small Business über das Small Business Server 2011 Premium Add-on nachrüsten. Dieses kann auch mit dem Essentials-Server kombiniert werden.

    Die wichtigsten Features

    • Einheitliche Installation von Betriebssystem und Server-Anwendungen
    • Gemeinsame Management-Konsole
    • Mail, Kalender, Collaboration und Office Web Apps
    • Server-Backup
    • Zugriff auf Dateien via Browser, sowohl intern als auch extern ("Web Access")
    • Maximal 75 Benutzer

    Windows Home Server 2011

    Wie der Name des Produkts vermuten lässt, ist der Windows Home Server (WHS) für den Privatnutzer gedacht. Dennoch hat sich die Software schon in ihrer ersten Version aus dem Jahr 2007 bei einigen Kleinfirmen und Freiberuflern als Backup-Server bewährt. Im Gegensatz zum ausgewachsenen Windows Server ist der WHS in der Lage, alle Clients über das Netz mitzusichern.

    Mit der SBS-Variante Aurora kommt nun eine Alternative zum WHS für den beruflichen Einsatz. Die beiden Produkte gleichen sich weitgehend und bieten einen ähnlichen Funktionsumfang. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Aurora das Active Directory enthält, während Vail nur ein Workgroup-Server ist. Ein weiteres Limit des WHS bestand bisher in den maximal 10 zulässigen Clients, während Aurora maximal 25 akzeptiert.

    Für die Rolle als Backup-Server könnte sich das Fehlen des AD durchaus als Vorteil erweisen. Firmen, die bereits eine Windows-Domäne haben, können mit Aurora nicht viel anfangen, weil er sich nicht in eine vorhandene Domäne einbinden lässt. In einer solchen Konstellation könnte der WHS von Nutzen sein, vor allem dann, wenn Apple-Rechner mitgesichert werden sollen. Die Unterstützung für Macs ist ein neues Feature von Vail.

    Windows Server 2008 R2 Foundation

    Dabei handelt es sich um die kleinste Edition von Windows Server 2008 R2, die von Hardware-Herstellern vorinstalliert wird. Anders als der SBS ist diese Version in ihrer Bedienung nicht auf die Bedürfnisse von kleinen Firmen angepasst. Microsoft geht auf diese Zielgruppe nur durch lizenzrechtliche Besonderheiten und die Beschränkung einiger Funktionen ein.

    Grundsätzlich handelt es sich bei Foundation-Ausführung um einen vollwertigen Server 2008 R2, der fast alle Rollen und Features unterstützt. Die Einsatzmöglichkeiten finden ihre Grenze vor allem in den Lizenzbedingungen. So enthält diese Edition bereits 15 CALs, mehr sind nicht zulässig. Der Server kann einer Domäne beitreten, diese darf aber ebenfalls nur 15 User enthalten und keine Vertrauensbeziehung zu einer anderen Domäne aufbauen. Der Einsatz als Gast in einer virtuellen Maschine ist untersagt.

    Der Foundation-Edition ist als Einstiegs-Server gedacht, der bei Bedarf auf eine höhere Edition aktualisiert werden kann. Darin unterscheidet er sich von Aurora oder gar dem Home Server, die in solches Update nicht vorsehen.

    Windows Multipoint Server 2010

    Beim Multipoint Server handelt es sich um eine weitere Ausprägung des Windows Server 2008 R2. Sie ist primär als Lösung für Bildungseinrichtungen vorgehen, kann aber auch in einer OEM-Version für kleine Unternehmen erworben werden.

    Die Benutzer teilen sich wie beim Terminal-Server einen Rechner, jeder User erhält eine eigene Sitzung. Im einfachsten Fall werden Maus und Tastatur via USB-Hub angeschlossen, für die Bildschirme muss im Server eine ausreichende Zahl an Grafikadaptern vorhanden sein.

    Beim kommerziellen Einsatz leidet diese Server-Variante unter mehreren Einschränkungen, so dass sie nur für einige wenige Nischen in Frage kommt. So kann der Multipoint-Server keiner Domäne beitreten, außerdem dürfen an die zentrale Maschine höchstens 10 Arbeitsstationen angehängt werden. Darüber hinaus müssen die Benutzer beim Multipoint-Server auf Aero (Glass), Windows Flip und Task Bar Previews verzichten.

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    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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    2 Kommentare

    Hallo Wolfgang,

    ich bin gerade über eine Suche auf Deinen sehr gut zusammenfassenden Artikel gestoßen. Allerdings ist der Informationsstand, aus dem dieser Artikel entstand, mittlerweile veraltet. Vielleicht ein guter Moment, ihn mit einem Update zu versehen? Nur mal zwei Punkte, die mir auf die Schnelle aufgefallen sind: Die Kritik an "Aurora", dass er nicht Mitglied einer Domäne als Backup-Server werden kann, wird dadurch gemildert, dass der Windows Storage Server Essentials diese Rolle perfekt ausfüllt. Das ist quasi Vail mit Domain- Integration. Der Multipoint Server 2011 wiederum kann in der Premium-Edition sehr wohl Mitglied einer Domäne werden.

    Ansonsten aber Lob für eine super gemachte Seite: Daumen hoch!

    Have fun!
    Daniel

    Bild von Wolfgang Sommergut

    Hallo Daniel,

    gute Anregung, die Übersicht zu aktualisieren ... noch dazu, wo wir schon aktuelle Texte zu Storage Server Essentials und Multipoint Server 2011 haben. Und natürlich danke für das Lob :-)