Tags: OS Deployment, Patch-Management, Windows 10
Windows 10 ist offiziell das letzte Major Release des Betriebssystems. Nach seiner Freigabe erfolgt die Aktualisierung kontinuierlich, die großen Migrationen auf neue Versionen sollen der Vergangenheit angehören. Ständige Neuerungen sind jedoch nicht für jede Umgebung geeignet, so dass Microsoft mehrere Update-Geschwindigkeiten vorsieht.
Ein großer Vorteil von Cloud-Anwendungen besteht darin, dass Anbieter die neuesten Features sehr schnell an ihre Kunden ausliefern können. Nach dem zentralen Einspielen eines neuen Releases steht es den Anwendern umgehend zur Verfügung, ein aufwändiges Deployment auf firmeneigene Server ist nicht erforderlich.
Traditionelle Release-Politik als Update-Bremse
Dagegen können bei On-Premise-Software viele Jahre vergehen, bis Unternehmen veraltete Versionen durch eine halbwegs aktuelle Ausführung ersetzen. Die Hersteller versuchen diese Intervalle durch Begrenzung der Support-Zeiträume und durch Wartungsverträge zu verkürzen.
Der Widerstand von geschäftlichen Anwendern gegen das regelmäßige Update von System-Software wie Windows ist vor allem dem traditionellen Entwicklungsmodell geschuldet, das größere Updates in einem 3- oder 4-Jahre-Rhythmus hervorbringt. Sie bedeuten oft einen Bruch mit den gewohnten Vorgängerversionen und erfordern daher einen erheblichen Migrations- und Schulungsaufwand.
XP als abschreckendes Beispiel
Das Beharrungsvermögen vieler Anwender zeigte sich Microsoft bei XP, das viele Firmen 13 Jahre nach seiner Marktfreigabe und dem Ende des Supports immer noch nicht durch ein modernes System abgelöst haben. Dem Hersteller droht eine Wiederholung dieser Geschichte mit Windows 7, weil Windows 8.x aufgrund seiner radikalen Änderungen in der Benutzerführung im professionellen Umfeld kaum akzeptiert wird.
Dieses Hindernis beseitigt Microsoft in Windows 10 durch die Wiederkehr des Startmenüs auf PCs. Die zweite große Hürde, nämlich die Rip-and-Replace-Migration, bei der das Betriebssystem und alle Anwendungen von Grund auf neu eingerichtet werden müssen, soll einem kontinuierlichen In-Place-Upgrade weichen.
Spagat zwischen privaten und geschäftlichen Kunden
Auch bei einem kontinuierlichen Update-Prozess stellt sich natürlich weiterhin die Frage nach der Kompatibilität des aktualisierten Betriebssystems mit den vorhandenen Anwendungen. Aus diesem Grund kommt für die meisten Unternehmen ein automatisches Einspielen aller Neuerungen nicht in Betracht.
Umgekehrt muss Microsoft bei privaten Anwendern die Erwartungen nach ständigen Neuheiten erfüllen, die etwa durch die Nutzung von Cloud-Anwendungen geweckt werden. Weiterer Druck zu schnelleren Innovationen kommt aus der Welt der Mobilgeräte, nachdem sich Microsoft entschlossen hat, Windows 10 als einheitliches Betriebssystem für praktisch alle Clients zu positionieren, angefangen vom Embedded System und Smartphone bis hinauf zur Workstation.
Drei Update-Modi
Aus diesem Grund wird Windows 10 für die jeweiligen Zielgruppen verschiedene Geschwindigkeiten im Rahmen des kontinuierlichen Updates vorsehen:
- Schnell: Bei diesem Modus spielt Windows Update nicht nur Security-Fixes und andere Fehlerkorrekturen ein, sondern auch neue Funktionen und komplette OS-Upgrades, sobald diese erscheinen. Zielgruppe dafür sind in erster Linie private Anwender.
- Traditionell: Dieser von Microsoft auch als Lock-down bezeichnete Modus orientiert sich weitgehend am bisherigen Verfahren. Dabei erhält Windows 10 nur kritische Updates und Bugfixes, die wie gehabt auch über WSUS verteilt werden können. Der Hersteller sieht dieses Vorgehen für Firmen-PC vor, auf denen kritische Anwendungen laufen. Neue Features oder OS-Upgrades würden dabei kumulativ installiert. Offen bleibt bisher die Frage, wie weit Unternehmen hinter dem aktuellen Entwicklungsstand zurückbleiben dürfen. Das Beispiel von Windows 8.1 Update mit einer Frist von 120 Tagen hat gezeigt, dass Microsoft den Kunden nur wenige Monate Spielraum lassen könnte.
- Mittelweg: Zwischen diesen beiden Rhythmen sollen Firmen die Möglichkeit haben, auf weniger kritischen Systemen schneller neue Features einzuspielen, ohne sich dem Risiko der neuesten Updates auszusetzen.
Einen Vorgeschmack auf die neue Welt der fließenden Updates gibt die Preview von Windows 10, wo die Entwicklungsfortschritte kontinuierlich installiert werden. Dabei kann man in der App PC-Einstellungen unter Update and Recovery => Preview Builds zwischen Fast und Slow wählen.
Auswirkungen auf die Lizenzbedingungen
Neben den Details zu diesen geplanten Modi bleiben derzeit auch andere wichtige Fragen offen, die sich zwangsläufig bei einer so radikalen Änderung der Release-Politik stellen. Dazu gehören allen voran jene nach den Lizenzbedingungen.
Es ist schwer vorstellbar, dass Microsoft nach dem Erwerb einer Windows-Lizenz dem Anwender auf unbegrenzte Zeit kostenlos neue Features zur Verfügung stellen wird. Wahrscheinlicher ist hier ein Abo-Modell, das sich für Cloud-Services etabliert hat und das Microsoft mit der Software Assurance für Windows bereits als zusätzliche Option anbietet.
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