Vergleich: Anwendungsvirtualisierung versus herkömmliche Installation


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    Applikations-VirtualisierungDie Applikationsvirtualisierung gilt immer mehr als Alternative zur herkömmlichen Installation bzw. zur etablierten Softwareverteilung. Vor allem Microsoft positioniert App-V als festen Teil seines Konzepts "Optimized Desktop". Besonders die Migration auf eine neue Version von Windows oder auf virtuelle Desktops ist ein Anlass, um darüber nachzudenken, wie man künftig die Anwendungen zum Benutzer bringt.

    Interessant ist die Anwendungsvirtualisierung besonders dann, wenn Firmen planen, eine virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) aufzubauen. Die Verlagerung der Client-Installation auf den Server kann die versprochenen Vorteile nur dann realisieren, wenn der Desktop in seine Schichten aufgetrennt wird, also Betriebssystem, Anwendungen und Benutzerumgebung nicht mehr eng miteinander verzahnt sind.

    Software-Delivery für alle Client-Optionen

    Die meisten Tools für die Applikationsvirtualisierung eignen sich jedoch nicht nur für virtuelle Desktops, sondern bieten auch Vorteile auf herkömmlichen Arbeitsstationen und vor allem auf Terminal-Servern. Daher ist der Einsatz solcher Werkzeuge auch dann überlegenswert, wenn es im Unternehmen noch keine VDI-Planungen gibt. Das neue Modell zur Bereitstellung von Software lässt sich nämlich vorerst auf Fat Clients und später einheitlich auf gemischte zentrale und dezentrale Desktops anwenden.

    Wie bei weitreichenden Systemwechseln üblich, verursacht auch die Umstellung auf Applikationsvirtualisierung Aufwand und Kosten. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob diese angesichts der erwarteten Vorteile gerechtfertigt sind und ob das neue Modelle gegenüber dem bisher praktizierten tatsächlich ausreichend Vorteile bietet. Die folgende Übersicht soll bei dieser Abwägung helfen.

    InstallationApp-Virtualisierung
    Management der Anwendungendezentral auf jedem PCzentral
    BereitstellungInstallation mittels setup.exe oder Windows Installer (MSI). Repräsentiert die gängige Distributionsform der meisten SoftwarepaketeErstellen von Applikationspaketen mit proprietären Tools der Virtualisierungssoftware
    Speicherung der Anwen­dungs­para­meterEinträge in der lokalen Registrierdatenbank, gelegentlich noch INI-Dateien. Veränderung des SystemzustandsApp-Virtualisierer hält alle Einstellungen vor und stellt sie der Anwendung während der Laufzeit zur Verfügung. Keine Veränderung des Systems
    Distribution des ProgrammcodesEinlesen der ausführbaren Dateien vom Filesystem (lokal oder Netzfreigabe) in den ArbeitsspeicherDynamisches Nachladen des benötigten Codes vom Server durch die Ablaufumgebung (Streaming). Alternativ bieten die meisten Tools Verteilung über HTTP, vom Dateisystem portabler Medien (USB) oder vom lokalen Cache
    Parallele Ausführung mehrerer ProgrammversionenNur in Einzelfällen (JVM, .NET CLR), normalerweise Programmkonfliktekonfliktfreies Nebeneinander mehrerer Programmversionen in der Regel möglich
    Betriebssystem-UpdatesDirektes Update über alte Windows-Version ist auf Firmen-PCs unüblich, daher Neuinstallation aller AnwendungenVirtualisierer speichert alle Einstellungen, daher sind alle Programme nach dem System-Update zentral verfügbar und sofort lauffähig (wenn kompatibel mit der neuen Version)
    Patch-ManagementEtablierte Mechanismen zum Einspielen von Patches, die auf allen PCs ausgeführt werden müssenIn der Regel kein Repackaging der Anwendung nötig, die meisten Tools unterstützen inkrementelles Patching. Nach der Fehlerkorrektur der zentral abgelegten Anwendung steht sie sofort allen Benutzern zur Verfügung
    SicherheitViele Legacy-Anwendungen erfordern erhöhte Benutzerrechte. Geringe Abschirmung gegenüber dem BetriebssystemDie meisten Tools erlauben die Ausführung von Legacy-Anwendungen mit geringen User-Privilegien. Zusätzliche Isolierung des Systems von den Anwendungen
    Deinstallation von ProgrammenDurch "Programm deinstallieren" in der Systemsteuerung, Group Policies oder System-Management-ToolsPaket wird zentral entfernt, im System hinterlassen virtualisierte Anwendungen keine Spuren
    Benutzerspezifische EinstellungenEinträge im User-spezifischen Abschnitt der Registry (unter HKEY_CURRENT_USER) oder Config-Datei im User-ProfilPraktisch alle Tools speichern User-Präfer­enzen, die meisten via Umleitung im Netzwerk
    RoamingSeparates Profil-Management nötig, damit die individuellen Einstellungen auf andere PCs mitwanderndie meisten Tools verwalten die User-spezifischen Einstellungen und bringen sie an jeden Arbeitsplatz
    Offline-FähigkeitNach Installation aller erforderlichen Komponenten und bei Verfügbarkeit der benötigten Daten ist die Offline-Arbeit uneingeschränkt möglichOffline-Unterstützung in der Regel vorhanden, aber abhängig vom Tool als separate Option nutzbar und möglicherweise mit unerwünschten Nebeneffekten. Verfügbarkeit der lokalen Version zumeist zeitlich begrenzbar
    UsabiltyInstallation sorgt für enge SystemintegrationAbhängig vom benutzten Tool bereiten Verknüpfungen mit Dateiendungen oder Protokoll-Handlern (z.B. mailto://) Schwierigkeiten oder zusätzlichen Aufwand.
    KompatibilitätAlle Programme, die für eine bestimmte Windows-Version freigegeben wurden, laufen normalerweiseDie meisten Anwendungen können virtualisiert werden, Probleme bereiten solche, die eigene Treiber benötigen. Die meisten Virtualisierer unterstützen derzeit noch keine 64-Bit-Anwendungen
    SupportInstallation ist die bestimmungsgemäße Nutzung der Software, daher keine Einschränkungen beim SupportEinzelne Hersteller könnten verlangen, dass Probleme mit normal installierter Software reproduziert werden
    KostenDie herkömmliche Verteilung von Software erfordert aufwändige Management-Tools, sie sind zumeist aber schon vorhanden und werden auch beim Einsatz von App-Virtualisierung benötigt (für die Installation nicht kompatibler Programme, Verteilung der Ablaufumgebung und von Server-Anwendungen, etc.)Zusätzliche Infrastruktur für die Bereitstellung von Anwendungen muss erworben und erlernt werden.

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    Bild von Wolfgang Sommergut
    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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