Tags: Desktop-Virtualisierung, Benutzerprofile
Bei der Virtualisierung von Desktops geht es nicht bloß darum, herkömmliche Windows-Installationen samt Anwendungen und Benutzereinstellungen ins Rechenzentrum zu verlagern. Der Management-Aufwand für hunderte oder tausende individuelle Images wäre zu groß und die Kosten für Storage zu hoch. Je nach Anforderungen haben sich daher zwei Varianten von virtuellen Desktops herausgebildet, persistente und nicht-persistente.
Die einfachste Möglichkeit, virtuelle Desktops bereitzustellen, besteht darin, alle VMs aus einem Standard-Image zu erzeugen und Veränderungen, die der User während der Sitzung vorgenommen hat, nach seiner Abmeldung zu verwerfen. Dies wäre eine reinrassige Ausprägung von nicht-persistenten Desktops. Sie halten zwar den Management-Aufwand gering, schränken die Möglichkeiten des Benutzers aber erheblich ein. Sie eignen sich daher nur für streng aufgabenorientierte Tätigkeiten wie etwa im Call Center, wo sie beispielsweise anstelle eines Terminal-Servers eingesetzt werden können, wenn eine Anwendung damit nicht kompatibel ist.
Dynamische Zuweisung von Desktop zu Benutzer
Typisch für nicht-persistente virtuelle Desktops ist, dass sie nicht einem Benutzer fest zugeordnet werden, sondern dass die Broker-Komponente den User mit einem beliebigen Desktop aus einem Pool von VMs verbindet. In der physikalischen Welt wäre das mit einem Zustand vergleichbar, bei dem die Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz-PC haben, sondern sich an irgendeinem Rechner anmelden, der gerade frei ist. Microsoft verwendet für seine VDI-Lösung auf Basis von RDS die Bezeichnung Pooled Desktops gleichbedeutend mit nicht-persistenten Desktops, weil eine temporäre Zuordnung eines Users zu einer VM normalerweise damit einhergeht, dass Änderungen nicht gespeichert werden.
Nicht-persistente Desktops und Roaming Profiles
Es liegt natürlich nahe, dass man die einfache Verwaltbarkeit und den geringen Speicherverbrauch von nicht-persistenten Desktops mit Techniken verbinden möchte, um Änderungen der Benutzer zu speichern. Unter den Bordmitteln von Windows bieten sich dafür Roaming Profiles und Ordnerumleitung an. Gerade die Server-gespeicherten Profile zeigen aber in VDI-Umgebungen besondere Schwächen, unter anderem wegen des aufwändigen Datentransfers beim Anmelden am Desktop und wegen der Speicherkonflikte, die entstehen können, wenn ein Benutzer an mehr als einer Windows-Instanz angemeldet ist.
Desktop-Layering mit separaten Tools
Aus diesem Grund erweist sich die Desktop-Virtualisierung als treibende Kraft für die Entwicklung von Tools und Technologien, die helfen, benutzerspezifische Daten und Einstellungen sowie Anwendungen vom Windows-Image abzulösen. In diese Kategorie fallen die Produkte für das User Environment Management wie etwa der Workspace Manager von RES Software. Von derartigen Tools gibt es mehrere Spielarten mit unterschiedlichen Ansätzen, beispielsweise kann Unidesk auch vom Benutzer installierte Anwendungen dynamisch in nicht-persistente Desktops einfügen. Ähnliches gilt auch für Personal vDisk, das Citrix von Ringcube übernommen und nun in XenDesktop 5.6 integriert hat.
Persistente virtuelle Desktops
Für Benutzer, die größere Ansprüche an ihre Arbeitsumgebung haben und größere Freiheiten benötigen, eignen sich persistente Desktops. Es handelt sich dabei um das virtuelle Pendant zum persönlichen Computer in der physikalischen Welt. Meldet sich ein Benutzer am System an, dann verbindet ihn der Broker stets mit seiner virtuellen Maschine, die nur ihm zur Verfügung steht (es können auch mehrere sein). Die entsprechenden Rechte vorausgesetzt, kann der Anwender dort Programme installieren und das System anpassen, wobei die Änderungen über die Sitzung hinaus erhalten bleiben.
Um den Storage-Bedarf solcher dauerhafter Desktops nicht ausufern zu lassen, haben die führenden VDI-Hersteller Techniken entwickelt, die es erlauben, die benutzerspezifischen Änderungen in eine separate virtuelle Disk auszulagern. Auf diese Weise können mehrere User ein Master-Image gemeinsam verwenden, wodurch sich auch das Management der Desktops, beispielsweise das Patching vereinfacht. Allerdings sind solche Konstellationen, die auf Techniken wie Linked Clones beruhen, fragiler und reagieren empfindlicher auf Änderungen im Master-Image, von dem die benutzerspezifischen VMDKs abhängen.
In der Praxis wird man auch persistente virtuelle Desktops genauso wie herkömmliche Fat Clients zumeist mit Techniken kombinieren, die Daten auf Speicherorte außerhalb der VM transferieren, also typischerweise via Ordnerumleitung auf einen File-Server ablegen. Ein lokales Speichern erhöht nicht nur den Speicherbedarf des virtuellen Desktops, sondern entzieht die Daten auch dem Zugriff von Kollegen, mit denen ein Benutzer Dokumente teilen soll.
Zunehmende Konvergenz
Aufgrund der technischen Entwicklungen der letzten Jahre entfernen sich persistente und nicht-persistente virtuelle Desktops von ihrer ursprünglich reinen Form. Die Hersteller versuchen in beiden Fällen, die Vorteile weniger Master-Images mit der Möglichkeit zu kombinieren, benutzerspezifische Einstellungen, Daten und Anwendungen beizubehalten.
Persistente Desktops sind dabei einfacher zu implementieren und eignen sich primär für kleinere Umgebungen. Sie stoßen bei einer großen Zahl an Desktops schneller an die Grenzen ihrer Verwaltbarkeit und des Disk-Managements, das die Virtualisierungssoftware übernimmt.
Dagegen spielt sich das Desktop-Layering, mit dem ein virtueller Windows-Rechner in seine logischen Schichten zerlegt wird, auf der Ebene des Gastsystems ab. Es ergänzt nicht-persistente virtuelle Desktops, indem es ein Standard-Image dynamisch mit der individuellen Benutzerumgebung kombinieren kann. Insgesamt geht die Entwicklung stärker in Richtung nicht-persistenter Desktops, wofür nicht zuletzt die vielen neuen Tools sprechen, die helfen, die Arbeitsumgebung des Benutzers getrennt von Windows zu verwalten.
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