Tags: Backup, vSphere, Hyper-V
Auch in kleinen und mittleren Unternehmen hat die x86-Virtualisierung längst Einzug gehalten, so dass diese ebenfalls Backup-Tools für VMs benötigen. Traditionelle Enterprise-Lösungen sind für diesen Markt zu komplex und zu teuer, daher füllen spezialisierte Anbieter die Lücke. Für kleine Umgebungen reicht oft eine Free Edition.
Der Virtualisierung der x86-Server führte vor ca. 10 Jahren zu einem Umbruch im Markt für Backup-Software. Einige neue Player nutzten die Chancen, die sich durch die geänderten technischen Anforderungen ergaben, während einige etablierte Anbieter von raschen Umwälzungen kalt erwischt wurden (siehe dazu auch den Gartner-Quadranten zu Datacenter Backup)
Virtualisierung begünstigt neue Backup-Anbieter
Die meisten dieser neuen Produkte sind in der Regel nicht dafür ausgelegt, extrem heterogene Umgebungen mit Mainframes, Midrange- und Unix-Systemen zu sichern und eine große Zahl an Storage-Optionen abzudecken.
Das heißt aber noch lange nicht, dass es sich dabei um simple Tools handelt. Vielmehr bieten sie ein breites Spektrum an Funktionen für dieses spezifische Einsatzgebiet. Zum Standard gehören mittlerweile die Unterstützung für VMware vSphere und Hyper-V, die agentenlose Sicherung von VMs im laufenden Betrieb über Hypervisor-APIs, der Einsatz von Changed Block Tracking, die Deduplizierung, Verschlüsselung oder die Verifizierung von Backups durch Booten von VMs in einer Sandbox.
Neben der Datensicherung gehören mittlerweile auch Funktionen für das Disaster Recovery zur Ausstattung dieser Software. Sie erlauben das Replizieren von gesicherten VMs an einen anderen Standort bzw. in die Cloud, wenn kleine Firmen über nur eine Niederlassung verfügen.
Lizenzierung meist pro CPU
Wesentliche Merkmale dieser Produkte sind zudem eine einfache Installation und Nutzung, so dass sie meistens ohne externe Expertise in Betrieb genommen werden können. Bei der Lizenzierung dominiert die Abrechnung pro CPU, entweder einzeln oder in Paketen. Die Preise lassen sich aufgrund der Funktionsunterschiede zwischen den diversen Editionen aber nur schwer vergleichen.
Die meisten Anbieter von Backup-Software für virtuelle Maschinen bieten kostenlose Einsteigerversionen, die für kleinere Umgebungen ausreichen können. Probleme gibt es nur mit ESXi Free, dem die notwendigen APIs fehlen. Die kostenlosen Varianten sind entweder bei der Zahl der VMs oder den Features eingeschränkt.
Altaro VM Backup
Altaro war einer der ersten Hersteller, der nach dem Erscheinen von Windows Server 2008 eine Backup-Software für Hyper-V anbot. Microsoft hatte damals noch kaum Marktanteile und ein technisch gegenüber VMware unterlegenes Produkt.
Seit der Version 6 unterstützt Altaro VM Backup auch VMware vSphere mit einem gleichwertigen Funktionsumfang. Die Software bietet praktisch alles, was man für die Sicherung von VMs benötigt, von der Deduplizierung und Verschlüsselung von Backups über Item-Level-Restore für Exchange und einer zentralen Management-Konsole bis zur WAN-Optimierung bei der Replikation von VMs. Als einer der wenigen Hersteller verzichtet Altaro jedoch auf die Unterstützung von Bandlaufwerken (siehe dazu unseren Test der Version 7.1).
Altaro ist der einzige von den hier vorgestellten Anbietern, der seine Software pro Host lizenziert. Dabei kostet die Unlimited Edition für einen Server 520 Euro, das entspricht bei 2 bzw. 4 CPUs einem Preis von 260 bzw. 130 Euro pro Sockel. Die Zahl der VMs ist nicht limitiert (siehe dazu den Vergleich der Editionen inklusive Preisangaben).
Die Free Edition erlaubt die Sicherung von 2 virtuellen Maschinen bei einem eingeschränkten Funktionsumfang. Sie kann hier heruntergeladen werden.
HPE VM Explorer
Die Software stammt ursprünglich vom Schweizer Startup Trilead AG und fiel durch ein besonders großzügiges Lizenzmodell auf, bei dem nur eine Lizenz pro Firma zu erwerben war (somit beliebig viele Hosts für 520 Euro).
Nach und nach schloss der VM Explorer in puncto Funktionsumfang zu den Mitbewerbern auf. Es ist bis heute eines der wenigen Tools, das VMs auf dem kostenlosen vSphere Hypervisor sichern kann.
Die Trilead AG wurde vor zwei Jahren von Hewlett Packard Enterprise übernommen und geriet anschließend in die Turbulenzen von HPEs Software-Geschäft, das nun zum Konglomerat rund um Micro Focus gehört.
Als eine der ersten Maßnahmen stellte der neue Eigentümer auf eine Pro-Sockel-Lizenzierung um. Der Preis ist aber nach wie vor attraktiv und liegt für die Professional Edition bei 699 Dollar für 4 Sockel, also bei ca. 140 Euro pro CPU.
Die Free Edition existiert weiterhin, auch wenn die Angaben dazu auf der Website des Herstellers verwirrend sind, weil der entsprechende Link zum Download der Free Trial führt.
Es ist aber davon auszugehen, dass diese wie in der Vergangenheit nach Ablauf der 15 Tage langen Testperiode automatisch in die Free Edition konvertiert. Diese ist funktional eingeschränkt, kann aber unbegrenzt viele VMs sichern.
Nakivo
Die 2012 gegründete Nakivo Inc. ist eine der jüngsten Firmen in diesem Segment, reklamiert aber, in 124 Ländern mit insgesamt 2300 Partnern präsent zu sein.
Die Software erfüllt ebenfalls alle gängigen Kriterien für VM Backup und verfügt über diverse Cloud-Optionen, unter anderem auch für Disaster Recovery (siehe dazu NAKIVO Backup & Replication im Test: VMs unter Hyper-V sichern).
Als eines der wenigen Produkte in diesem Segment läuft Nakivos Backup & Replication sowohl unter Windows als auch unter Linux. Aus diesem Grund lässt es sich auch auf einem NAS installieren, wo es die dort gespeicherten VMs direkt sichert. Unterstützt werden Geräte von mehreren Anbietern, darunter QNAP und Synology (siehe dazu die Systemvoraussetzungen).
Nakivo bietet eine relativ große Bandbreite an Editionen, wobei sich die Ausführungen Basic und zwei Varianten von Essentials an kleine Firmen richten. Erstere ist funktional erheblich abgespeckt und auf zwei Sockets limitiert, kostet aber nur 84 Euro pro CPU.
Beide Essentials-Editionen sind auf maximal 6 CPUs pro Firma begrenzt, sie kosten 169 bzw. 249 Euro pro Sockel. Die kleinere Variante lässt bis auf die AD-Integration aber kein wesentliches Feature vermissen. Auf der Website des Herstellers findet sich ein Vergleich der Editionen anhand der Funktionen sowie Preisangaben.
Nakivo bietet auch eine Free Edition, die zeitlich unbegrenzt maximal zwei virtuelle Maschinen sichern kann.
Unitrends
Die Mitte der 80er-Jahre gegründete Firma ist ein Veteran im Feld der relativ jungen Anbieter von VM-Backup-Lösungen. Die Firma kommt ursprünglich aus dem Unix-Umfeld und bietet neben reiner Backup-Software auch komplette Hardware-Appliances.
Unitrends begegnete den Herausforderungen durch virtualisierte Rechenzentren, indem es 2013 PHD Virtual übernahm, damals ein Startup für VM-Backup.
Die Software liegt in vier regulären Editionen vor, wobei die beiden größeren auch vorinstalliert auf Hardware zu haben sind. Für die Sicherung von VMs erfolgt die Lizenzierung pro Sockel, für physische Server pro Maschine. Es gilt dabei jeweils der gleiche Preis, der zwischen 349 und 1699 Dollar, also ca. 280 und 1400 Euro liegt.
Update: Eine neue Edition namens VM Backup Essentials (vBE) richtet sich an Unternehmen mit kleineren und mittleren vSphere-Umgebungen. Sie kostet 99 Euro pro Sockel und Jahr. Darin enthalten ist ein 24x7-Support sowie eine Speicheroption in der Cloud für Disaster Recovery.
Die Free Edition verfügt über die meisten Features der Essentials-Version, ist aber auf ein Datenvolumen von 1TB beschränkt. Darüber hinaus gibt es die kostenlose Community Edition, die mit einem Limit von 8 VMs ziemlich großzügig ausgelegt ist.
Veeam
Veeam stieg in den Markt für VM Backup im Jahr 2007 mit dem kostenlosen FastSCP ein, das VMs unter vSphere sichern konnte. Die Firma ist somit ein Pionier in diesem Segment, hat aber mittlerweile seinen geschäftlichen Fokus deutlich erweitert und ist zu einem der großen Backup-Player aufgestiegen. Das Unternehmen peilt derzeit einen Jahresumsatz von 1 Mrd. Dollar an.
Es positioniert sich nun als Anbieter einer Availability-Lösung, die neben Backup & Replication auch das Monitoring-Tool Veeam ONE umfasst. Während die alten Player im Markt ihre Produkte für die neue virtuelle Welt auszurichten versuchten, rüstete Veeam umgekehrt Features aus dem klassischen Portfolio nach.
Dazu gehören unter anderem die Unterstützung für Bandlaufwerke, SAN-Snapshots und die Sicherung von physischen Systemen mit Agent for Windows sowie Agent for Linux. Zur Feature-Liste gehören zudem zahlreiche Cloud-Optionen, unter anderem ein Recovery to Azure.
Auch wenn sich Veeam immer mehr als ein Lieferant für große Unternehmen versteht, bleiben nach eigenem Bekunden kleine und mittlere Firmen eine wichtige Zielgruppe. Mit Preisen zwischen 652 und 1957 Euro pro Sockel (je nach Edition) gehört Veeam aber nicht zu den billigsten Anbietern.
Für KMU gibt es jedoch die Backup Essentials, welche in Bundles für 2 CPUs zu haben sind. Der Preis dafür bewegt sich je nach Edition zwischen 783 und 2349 Euro, also zwischen 391 und 1174 Euro pro Sockel. Davon dürfen maximal 3 Pakete erworben werden, es existiert somit wie bei Nakivo ein Limit von 6 CPUs pro Firma.
Schließlich bietet Veeam noch Backup Free Edition an, die gegenüber den kostenpflichtigen Versionen (Trial-Download der Vollversion) zwar funktional eingeschränkt, aber trotzdem noch ein mächtiges Tool ist. Es kennt kein Limit bei der Zahl der zu sichernden VMs. Obendrein gibt es von Veeam ein kostenloses Backup-Programm für Windows und Linux.
Update: Veeam ersetzte in der Version 9.5 Update 4 die Free Edition durch die Community Edition, die zusätzlich zu den Features der Free Edition für 10 VMs den Funktionsumfang der Standard Edition bietet.
Vembu
Gegründet 2002, begann Vembu noch mit einer Backup-Software für physische Umgebungen, zu der später ein eigenes VM-Backup hinzukam.
Aus diesem Grund deckt die Vembu BDR Suite heute ein breites Spektrum an Szenarien ab, das von einem Image-Backup für physische Windows-Server über das VM-Backup für Hyper-V und vSphere bis zur Sicherung von Office 365 und G-Suite reicht (siehe dazu unseren Test der Vembu Backup und Disaster Recovery (BDR) Suite).
Als einer der wenigen Hersteller verlangt Vembu unterschiedliche Preise für Hyper-V und vSphere. Für den Microsoft-Hypervisor fallen beim Abo ca. 190 Euro pro Jahr und Sockel an, bei einer dauerhaften Lizenz sind es 490 Euro. Das Äquivalent für VMware beträgt 290 bzw. 730 Euro.
Der Hersteller bietet eine der großzügigsten Free Editions im Markt an, da sie kein VM-Limit kennt und einen großen Funktionsumfang aufweist. Auch sie gibt es für vSphere und Hyper-V getrennt.
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2 Kommentare
Leider wurde der wesentliche Vorteil von Nakivo nicht erwähnt: Es wird auf dem BACKUP-NAS installiert.
Hallo Christian, in dieser Marktübersicht kommen die Features nur am Rande zur Sprache, es geht hier mehr Preise und Lizenzmodelle.
Angesichts des großen Funktionsumfangs der erwähnten Produkte wäre eine detaillierte Darstellung so nicht möglich. Ich habe daher bei den meisten Tools auf die Funktionsübersicht beim Hersteller verlinkt.
Aber es ist korrekt, die NAS-Installation von Nakivo ist ein Feature, das m.W. die anderen Anbieter nicht haben. Ergänze den Text deshalb um einen kurzen Hinweis.