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Die Zukunft von VMware kann nicht ausschließlich darin liegen, Windows samt Anwendungen in virtuellen Maschinen auszuführen. Dieses Geschäft bekommt Microsoft selbst immer besser in den Griff. Daher erweitert VMware seine Plattform durch ständige Zukäufe in Richtung Middleware und Applikationen. Cloud Foundry setzt diesen Kurs fort und hat daher eine große strategische Bedeutung für VMware. Es soll die Bereitstellung von Middleware-Diensten nicht nur in der Cloud automatisieren und die Akzeptanz von Betriebssystem-unabhängigen Frameworks verbessern.
Steve Ballmer hat mit seinem legendären Developers! Developers! Developers! eindrucksvoll die Bedeutung von Entwicklern für den Erfolg einer Plattform gewürdigt. Solange Enterprise-Anwendungen an Betriebssysteme wie Windows gebunden sind, kann VMware derartige Software nur zusammen mit dem OS in eine virtuelle Maschine packen und als eine Art Black Box auf vSphere ausführen.
Basis für neue portable Cloud-Anwendungen
CEO Paul Maritz propagiert schon länger eine neue Generation von Anwendungen, die auf Basis von Frameworks wie Spring oder Ruby on Rails entwickelt werden und nur ein minimales Betriebssystem zur Ausführung eines Applikations-Servers und anderer Middleware benötigen. Damit schwindet die Bedeutung von Windows und gleichzeitig erhöht sich die Portablität der Anwendungen, weil sich nicht mehr gegen das API eines Betriebssystems entwickelt werden.
Mit dem Kauf von SpringSource erwarb VMware nicht nur die treibende Kraft hinter der Entwicklung des Java-Frameworks, sondern zusätzlich ein Set von dazugehöriger Middleware. Dazu zählen die Monitoring- und Management-Software Hyperic, ein leichtgewichtiger Applikations-Server, eine Message-Queueing-Middleware namens RabbitMQ und die In-Memory-Datenbank Gemfire. VMware fasst den ganzen Stack mittlerweile unter vFabric zusammen. In dieser Bezeichnung schwingt der Anspruch mit, alle notwendigen Middleware-Dienste inklusive Management-Software automatisch beim Deployment einer Anwendung bereitstellen zu können.
Support für mehrere Frameworks und Programmiersprachen
Mit Cloud Foundry geht VMware nun einen Schritt weiter, indem es neben Spring mit Rails und Sinatra for Ruby sowie Node.js (Javascript) zusätzliche Frameworks integriert, weitere sollen folgen. Außerdem beschränken sich die Applikationsdienste nicht nur auf vFabric, vielmehr soll sich beliebige Middleware und Datenbanken integrieren lassen. Das erste Release unterstützt MySQL, MongoDB und Redis.
Wie all die genannten Frameworks und Datenbanken ist Cloud Foundry selbst ebenfalls Open Source (Apache License). Damit möchte VMware zum einen die Entwickler bzw. Anbieter von Frameworks und Middleware ermuntern, ihre Produkte in Cloud Foundry einzubinden, zum anderen erleichtert eine solche Lizenz den Einsatz bei Cloud-Providern.
Portierung auf Amazon Web Services
Hinzu kommt, dass Cloud Foundry nicht nur auf vSphere laufen soll, sondern als freie Software eher auf andere Plattformen portiert wird. Ein VMware-Partner demonstrierte bereits einen Prototypen auf den Amazon Web Services. Dort ließen sich die benötigten Ressourcen beim Deployment einer Anwendung beispielsweise mit Hilfe von CloudFormation automatisiert bereitstellen, da Amazon keine VMware-Technologie einsetzt.
Enterprise-Version für vSphere angekündigt
Auch wenn Cloud Foundry als "Open PaaS" vermarktet wird, beschränkt sich sein Einsatz keineswegs auf die Cloud. Vielmehr bringt VMware eine kommerzielle Version für die Nutzung in Unternehmen, die eng auf die VMware-Infrastruktur abgestimmt ist. Dort ist keine Plattform in Sicht, die vSphere und seinen zahlreichen Zusatzprodukten als Basis für Cloud Foundry ernsthafte Konkurrenz machen könnte, zumal VMware seine eigenen Systeme am besten aufeinander abstimmen wird. Dabei geht es nicht nur um die flexible Bereitstellung von Ressourcen, sondern etwa auch Security-Einstellungen oder Policies zur Platzierung von Workloads (etwa mit Hilfe von vCloud Director).
Migration zwischen Private und Public Cloud
Ein Erfolg von Cloud Foundry könnte daher VMware helfen, seine Position im Enterprise zu stärken, und gleichzeitig den Makel einer proprietären Plattform loszuwerden, weil Cloud-Provider auf Basis verschiedener Infrastrukturen solche Anwendungen hosten können. Ein Wechsel von Anwendungen zwischen vSphere und der Public Cloud wäre also auch dann möglich, wenn ein Provider keine VMware-Technik einsetzt. Damit setzt sich VMware von Azure ab, mit dem Microsoft das Programmiermodell von Windows und .NET in die Cloud verlängert.
Eine solche Migration von Anwendungen auf Basis von Cloud Foundry fände allerdings nicht mehr durch Hin- und Herschieben von virtuellen Maschinen statt, sonder auf der Middleware-Ebene. Derzeit bietet VMware die dafür nötigen Tools nicht an, es ist aber davon auszugehen, dass es solche beizeiten ankündigen wird, um seinem Portabilitätsanspruch gerecht zu werden.
"Micro Cloud" für Entwickler
VMware hostet Cloud Foundry unter cloudfoundry.com, die Site dient aber primär Testzwecken und soll laut Hersteller kein Einstieg in das Provider-Geschäft sein. Neben dieser Online-Version kündigte VMware die erwähnte Enterprise-Implementierung an und darüber hinaus eine Version namens Micro Cloud, die Entwickler komplett auf einem Notebook installieren können.
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