VMware vSphere 5: die wichtigsten Neuerungen im Überblick


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    Private und Public Clouds mit vSphereEin Jahr nach dem Erscheinen von vSphere 4.1 veröffentlicht VMware mit der Version 5 ein Major Release seines wichtigsten Produkts. Die in der Vergangenheit als Datacenter OS und neuerdings als Cloud OS bezeichnete Software wartet nicht nur mit zahlreichen Dateilverbesserungen auf, sondern bringt eine Reihe wichtiger neuer Features sowie wesentliche lizenzrechtliche Veränderungen.

    Zwei der wichtigsten Neuerungen wurden bereits Anfang des Jahres bekannt: Es handelt sich dabei um Storage DRS und Host-basierte Replikation. Ersteres bewerkstelligt eine dynamische Lastenverteilung zwischen Speichersystemen, während der neue Replikationsmechanismus den Datenabgleich zwischen verschiedenen Storage-Systemen erlaubt. Damit fungiert er als zentrale Basistechnologie für den ebenfalls angekündigten Site Recovery Manager 5.

    Automatisches Load Balancing für Speicher mit Storage DRS

    Storage vMotion kann das Disk-Image einer VM während des laufenden Betriebs auf ein anderes Speichersystem verschieben. Storage DRS macht sich diese Funktion zunutze.Mit Storage DRS dehnt VMware die automatische Ressourcenauslastung von Rechenleistung und RAM auf Speichersysteme aus. Während das Distributed Resource Scheduling in der Lage ist, virtuelle Maschinen eigenständig und abhängig vom Auslastungsgrad zwischen Hosts zu verschieben, platziert Storage DRS die Images von VMs auf einem anderen Speicher, wenn das aktuell genutzte Storage bei der vorhandenen Kapazität oder der Latenz bestimmte Schwellenwerte erreicht.

    Für eine intelligente und vollständig automatisierte Lastverteilung setzt vSphere jedoch voraus, dass Hersteller von Speichersystemen über eigene Storage Provider bestimmte APIs implementieren. Sie erlauben es vSphere 5, detaillierte Leistungsdaten aus den Storage-Systemen auszulesen. Vorerst sind solche Provider noch Mangelware, so dass zum einen der Administrator statische Konfigurationdaten hinterlegen muss, und vSphere sich zum anderen auf einige Basisinformationen wie den freien Speicherplatz verlassen muss, die es während des Betriebs sammelt.

    Profile Driven Storage: Logische Gruppierung von Speicher

    Die intelligente Platzierung von Images erfolgt nicht zwischen beliebigen Speichersystemen, sondern setzt eine logische Gruppierung derselben voraus. VMware nennt diese Zusammenfassung von Speichereinheiten zu Pools Profile Driven Storage.

    Damit lassen sich Storage-Systeme beispielsweise nach ihrer Performance oder Ausfallsicherheit gruppieren und anschließend könnte der Administrator festlegen, welche VMs etwa nur auf den besten Speichern platziert werden oder welche sich mit dem Pool der am wenigsten leistungsfähigen Systeme begnügen müssen. Storage DRS verteilt dann die Images der bestreffenden VMs nur zwischen den Storage-Systemen innerhalb eines solchen Clusters.

    vSphere Storage Appliance: Shared Storage mit lokalen Disks

    Eine weitere Speicher-bezogene Neuerung ist das vSphere Storage Appliance. Dieses Feature fasst die lokalen Platten von ESXi-Hosts zu einem virtuellen Speicher zusammen, der wie Shared Storage von allen VMs nutzbar ist. Durch redundante Datenhaltung erreicht es eine Ausfallsicherheit, so dass auch der Ausfall eines Knotens den Betrieb der virtuellen Maschinen nicht unterbricht.

    VSA kann allerdings nur die Laufwerke von maximal 3 physikalischen Servern zu einem Verbund zusammenschließen. Daher richtet es sich primär an kleinere Unternehmen, denen es den Einstieg in die Server-Virtualisierung erleichtern soll, weil sie kein teures Shared Storage erwerben müssen. vSphere Storage Appliance kann man mit VMware Fault Tolerance und High Availability kombinieren, wodurch sich insgesamt die Verfügbarkeit von Anwendungen auch bei kleineren Installationen erhöhen lässt.

    Trotz seines Namens ist VSA nicht Bestandteil von vSphere, sondern muss als separates Produkt oder als Teil von vSphere Essentials Plus Storage erworben werden. Zwar können Unternehmen mehrere Lizenzen von VSA kaufen, aber pro vCenter-Server ist nur der Betrieb einer Instanz von vSphere Storage Appliance zulässig.

    Neuerungen beim Hypervisor

    vSphere 5 bedeutet, wie schon länger von VMware angekündigt, das Aus für ESX. Der Hypervisor mit integriertem Konsolenbetriebssystem muss dem schlankeren ESXi weichen. Für die Administration mit VMware-Tools sind durch diese Umstellung keine Probleme zu erwarten, Schwierigkeiten können jedoch daraus resultieren, dass Software von Drittanbietern innerhalb der Konsole läuft und noch nicht in einer Version verfügbar ist, die ESXi remote verwalten kann.

    Zu den weiteren Neuerungen zählt Auto Deploy, ein Feature zur automatischen Installation des Hypervisors auf physikalischen Servern. Ähnlich wie die zentrale Installation von Windows erlaubt es die Bereitstellung von Images, die nach einem PXE-Boot des Servers direkt auf die Hardware aufgespielt werden. Administratoren könnten jeweils eigene Images für die verschiedenen Server-Modelle bereithalten und neue Maschinen auf diese Weise schnell in Betrieb nehmen. Von Vorteil ist es dabei, dass sich die Konfiguration des Hypervisors mittels zentraler Profile über Netz laden lassen.

    Laut VMware nahm die Zahl der unternehmenskritischen Anwendungen, die in VMs laufen, stark zu.Die wesentlichen Änderungen von ESXi 5 bestehen vor allem in der Ausweitung seiner Leistungsfähigkeit durch deutlich höhere Limits bei der Zahl der unterstützten vCPUs oder der Größe des Speichers. So kann der Hypervisor nun für eine virtuelle Maschine bis zu 32 vCPUs, 1 TB RAM und 1 Mio. IOPS bereitstellen. VMware nimmt dieser Steigerung zum Anlass, Unternehmen auch die Virtualisierung von ressourcenhungrigen und kritischen Anwendungen wie SAP schmackhaft zu machen.

    Administration: vSphere Web Client und vCenter Appliance

    Zu den wesentlichen Neuerungen von vSphere 5 zählt, dass VMware dem vSphere Client, der unter Windows läuft, ein Web-Frontend zur Seite stellt. Die dafür nötige Applikation im Backend läuft nicht auf dem vCenter-Server, sondern in einem eigenen Virtual Appliance. Funktionsmäßig ist das erste Release des Web-Clients indes noch nicht auf der Höhe des Windows-Tools. Grundsätzlich eignet es sich zum Management einer bestehenden vSphere-Installation, das Einrichten einer neuen Umgebung bleibt vorest noch dem vSphere Client vorbehalten.

    Der wesentliche Nutzen des vSphere Web Client besteht vor allem darin, dass er die Administration von vSphere auch für andere Endgeräte als Windows-PCs zugänglich macht. Darüber hinaus erleichtert er das Remote-Management von VMware-Infrastrukturen, wenn man etwa das Appliance für den Web-Client in der DMZ platziert.

    Eine weitere Erleichterung für kleinere Firmen bringt das vCenter Appliance, weil es im Gegensatz zu der sonst üblichen Installation von vCenter auf einem dedizierten Server die Kosten für die Hardware spart. Darüber hinaus basiert das Appliance auf Linux, so dass auch die sonst nötige Windows-Lizenz entfällt.

    Wie beim Web-Client kann die neue Option noch nicht mit der etablierten Technik mithalten. So unterstützt das vCenter Appliance derzeit noch nicht den Linked Mode, so dass es sich nicht mit anderen vCenter-Instanzen zu einem Verbund zusammenschließen lässt. Der Grund liegt darin, dass dieser Modus das Active Directory im Application Mode (ADAM) nutzt, um die Konfigurationsdaten zwischen den vCenter-Servern zu replizieren. Der Wechsel zu Linux hat außerdem zur Folge, dass sich das vCenter Appliance derzeit nicht mit dem SQL Server betreiben lässt. Zu seinem Lieferumfang gehört vielmehr DB2 Express, eine Anbindung von Oracle und DB2 ist möglich.

    Neue Lizenzbedingungen auf Basis von vRAM

    Die Lizenzierung von vSphere 5 erfolgt wie bisher pro Prozessor. Allerdings entfallen die in den früheren Versionen gültigen Beschränkungen auf eine bestimmte Zahl von Cores pro CPU (je nach Edition 6 oder 12) beziehungsweise auf einen maximalen physikalischen Arbeitsspeicher (256 GB, ausgenommen Enterprise Plus).

    Die neue Regelung gewährt jeder Pro-Prozessor-Lizenz abhängig von den vSphere-Editionen eine bestimmte Menge vRAM (24 bis 48 GB), also virtuellen Speicher, die den VMs über ihre Konfigurationdateien zugeteilt werden. Es handelt sich dabei um einen Pool von vRAM, der nicht nur über mehrere VMs, sondern auch über mehrere Hosts verteilt werden kann. Er ist somit nicht via Lizenz an eine bestimmte CPU gebunden.

    Diese Flexibilität geht aber nicht so weit, dass die nun in vCenter integrierte Lizenzüberwachung den tatsächlichen RAM-Verbrauch von VMs misst, der ja aufgrund des dynamischen Memory-Managements stark schwanken kann. Vielmehr zieht es den in der VM-Konfiguration als Höchstwert definierten Speicher als Grundlage heran. Daher ist das neue Lizenzmodell ein weiterer Grund für eine sorgfältige Kapazitätsplanung, um eine Überausstattung von VMs mit vRAM zu vermeiden.

    Wenn die pro CPU gewährte Menge an vRAM nicht ausreicht, dann müssen Kunden zusätzliche Lizenzen erwerben. Die alte Preisgestaltung schaffte jedoch einen Anreiz, etwa leistungsfähige 6-Kern-Prozessoren wie jene aus Intels "Gulftown"-Serie mit möglichst viel (mittlerweile preiswertem) RAM zu kombinieren, um unter einer Lizenz möglichst viele VMs zu betreiben. Derart ausgebaute Server erweisen sich unter den neuen Bedingungen aber als ungünstig, so dass die veränderten Nutzungsbedingungen für einige Anwender einer Preiserhöhung gleichkommen können.

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    Wolfgang Sommergut hat lang­jährige Erfahrung als Fach­autor, Berater und Kon­ferenz­sprecher zu ver­schie­denen Themen der IT. Da­ne­ben war er als System­ad­mi­ni­stra­tor und Con­sultant tätig.
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