Tags: System-Management, Hypervisor
Auf den ersten Blick spricht alles dafür, dass ein Unternehmen seine Server auf Basis eines Hypervisors virtualisiert. Alle Systeme lassen sich dann mit einem Management-Werkzeug verwalten und die Interoperabilität zwischen den virtualisierten Maschinen ist gewährleistet. In der Praxis lässt sich eine gewisse Hypervisor-Heterogenität aber manchmal nicht vermeiden.
Das Nebeneinander bei Virtualisierungsplattformen entsteht meist genauso wie bei anderer Software: Eine Firma kauft eine andere und beide setzen unterschiedliche Produkte ein; ein global operierendes Unternehmen ist dezentral organisiert und lässt den Landesniederlassungen Spielräume für eigene Systementscheidungen; oder es fehlt schlicht an der Koordination, so dass es zum Wildwuchs kommt.
Kluft zwischen privater und öffentlicher Cloud
Verschiedene Virtualisierungslösungen können auch dann zusammentreffen, wenn Unternehmen Spitzenlasten an Cloud-Dienstleister auslagern. Der von den Software-Herstellern in Aussicht gestellte reibungslose Übergang zwischen Public und Private Cloud klappt aber nur dann, wenn auf beiden Seiten die gleiche Infrastruktur genutzt wird.
Daher versuchen die Anbieter von Virtualisierungssoftware, allen voran VMware mit der vCloud-Initiative, ein Netzwerk an Hosting-Partnern aufzubauen, so dass Anwender intern und extern die gleiche Plattform vorfinden. Wenn die Marktentwicklung aber dahin führt, dass große Dienstleister wie Amazon günstigere Konditionen anbieten, dann steht die Zusammenarbeit zwischen heterogenen Systemen wieder auf der Tagesordnung, weil in diesem Fall der Cloud-Provider ein eigenes Format und eigene Schnittstellen benutzt.
OVF greift zu kurz
Im Einzelfall kann man zwar VMs manuell transferieren, aber für eine dynamische Verteilung von Arbeitslasten ist das keine Lösung. Es ist auch nicht zu erwarten, dass sich die Situation in absehbarer Zeit durch offene Standards bessern wird. Das kürzlich von der DMTF in der Version 1.1 verabschiedete Open Virtualization Format (OVF) beschreibt in XML-Syntax die Konfiguration einer virtuellen Maschine und vereinfacht so ihre Migration zwischen verschiedenen Hypervisor-Implementierungen. Was aber fehlt, ist eine standardisierte Schnittstelle für Management-Tools. Eine Reihe von Herstellern versucht nun, mit eigenen Produkten die Kluft zwischen den Systemen zu schließen.
VMware
Der Bedarf an Lösungen, mit der sich die Kluft zwischen den Plattformen überbrücken lässt, steigt offenbar, denn immer mehr Firmen und Projekte widmen sich diesem Thema. Ein Vorstoß kam von Marktführer VMware, der sein vCloud API unter eine liberale Lizenz stellte und die gebührenfreie Nutzung für Entwickler zulässt. Die Schnittstelle ließe sich damit auch über einen Hypervisor eines anderen Herstellers legen. Das Vorgehen von VMware gleicht dem von Marktführern in anderen Segmenten, die ihre bereits implementierten APIs als Industriestandard setzen möchten.
Eucalyptus Systems
Einige interessante Ansätze kommen aus dem Open-Source-Bereich. So implementiert Eucalyptus Systems das EC2-API von Amazon als einheitliche Schnittstelle für mehrere Hypervisor. Die freie Version unterstützt Xen und KVM, die Enterprise Edition zusätzlich VMware. Mit Hilfe der Software lassen sich Workloads zwischen der internen Cloud und Amazon verschieben. Sie bietet zudem eine gemeinsame Konsole für alle unterstützten Hypervisor. Die Firma konnte erst kürzlich den MySQL-Gründer Marten Mickos als CEO gewinnen.
Red Hat
Einen weiteren Versuch für ein herstellerübergreifendes Management von Virtualisierungsplattformen unternimmt Red Hat. Nach der strategischen Ausrichtung weg von Xen und hin zu KVM steht das Unternehmen ohnehin vor der Aufgabe, bestehenden XEN-Anwendern einen glatten Übergang zu KVM zu bieten. Dafür setzt die Firma mit dem Red Hat Enterprise Virtualization Manager for Servers auf die Open-Source-Bibliothek libvirt. Diese bietet ein einheitliches API unter anderem für Xen, QEMU, KVM, VirtualBox und VMware ESX sowie GSX.
Abiquo
Das neueste Open-Source-Angebot kommt von Abiquo, einer US-Firma, die eben eine Finanzierung von 5,1 Millionen Dollar erhielt. Die jetzt veröffentlichte Version 1.5 ihrer Software unterstützt VMWare, Hyper-V, Xen, KVM und Virtual Box. VMs können per Drag and Drop zwischen den verschiedenen Plattformen verschoben werden. Neben der Community Edition existiert noch eine Enterprise-Ausgabe, die beispielsweise eine automatische Inventarisierungsfunktion enthält.
OpenQRM
OpenQRM versteht sich als umfassende Management-Plattform für das Rechenzentrum und verfolgt das Ziel, eine Administrationskonsole für die komplette IT-Infrastruktur anzubieten. Die modular aufgebaute Open-Source-Software bietet die Möglichkeit, diverse Systeme mit Hilfe von Plugins einzubinden. Das betrifft etwa Speichersysteme oder Hypervisor, wobei OpenQRM bereits Xen und XenServer, KVM und VMware unterstützt. Neben der Migration von VMs zwischen diesen Virtualisierern erlaubt die Software auch den Web von physikalisch zu virtuell (P2V) und umgekehrt (V2P). Die Kölner openQRM Enterprise GmbH ist federführend an dem Projekt beteiligt.
OpenNebula
OpenNebula ist eine weitere freie Software, mit der sich private, öffentliche oder hybride Clouds auf Basis heterogener Virtualisierungssysteme errichten lassen. Das Management-Werkzeug umfasst Konnektoren zu Xen, KVM sowie VMware und kann andere Virtualisierer via libvirt anbinden (Virtualbox geplant). Außerdem stellt es ein Plugin für die Integration von Amazon EC2 zur Verfügung. Für die Administration stehen nur eine Kommandozeile und XML-RPC-APIs zur Verfügung.
Enomaly Elastic Computing
Enomaly bezeichnet seine Software als Cloud Computing Platform, die sich vor allem an Carrier und Hosting Provider richtet. Die für 2010 angekündigte Data Center Edition integriert in Zusammenarbeit mit der Service Provider Edition die private Cloud eines Unternehmens mit der öffentlichen eines Providers. Enomaly kann Xen, KVM und VMware zu einem Cloud-Service verbinden.
Novell
Novell hat sich seit einiger Zeit das "Intelligent Workload Management" auf die Fahnen geschrieben und sieht sich angesichts seiner unentschiedenen Haltung als der ideale Mittler zwischen den Plattformen. Dabei spielen die mit der Übernahme von Platespin vor zwei Jahren erworbenen Konvertierungswerkzeuge eine wesentliche Rolle. Platespin Migrate unterstützt das Verschieben von VMs zwischen VMWare ESX/ESXi, Hyper-V, Microsoft Virtual Server, SLES mit Xen, Citrix XenServer und Solaris Container.
Microsoft
Aufgrund der Marktdominanz von VMware sah sich Microsoft genötigt, mit dem System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) nicht nur Hyper-V zu berücksichtigen, sondern auch ESX/ESXi. Eine gemeinsame Verwaltungsoberfläche mit VMware sollte Hyper-V die Türe zu Unternehmen öffnen, die bereits VMware einsetzen. SCVMM 2008 erfordert neben dem Hypervisor auch vCenter und unterstützt nur VI 3, nicht jedoch vSphere. Daran ändert sich auch in der kurz bevorstehenden Version 2008 R2 nichts.
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