Tags: RSAT, Remote-Verwaltung, Windows Server 2016, Windows Admin Center
Die neuen Browser-basierten Tools für das Remote-Management von Windows Server gelten als Nachfolger für die RSAT, sollen diese aber vorerst nicht ersetzen. Mit dem in der Preview vorhandenen Funktionsumfang wären sie dazu auch nicht in der Lage. Folgende Übersicht zeigt, wofür sie sich aktuell eignen.
Mit dem Projekt Honolulu folgt Microsoft relativ spät einem Trend zu Web-basierten Tools, der bei Konsolen zur Systemverwaltung schon länger zu beobachten ist. So hat VMware seinen Windows-Client für vSphere erst kürzlich abgekündigt und setzt ganz auf eine HTML5-Oberfläche.
Management von Windows Server auf allen Geräten
Die Vorteile dieser Technik liegen auf der Hand: Sie benötigen keine Software-Installation auf den Endgeräten und lassen sich auf allen Systemen nutzen, wo ein moderner Browser zur Verfügung steht (Edge oder Chrome bei "Honolulu"). Zudem finden sich die bisher verstreuten Tools nun unter einer Oberfläche.
Die RSAT dagegen sind eine heterogene Sammlung von zahlreichen Tools, die zum Großteil auf der MMC basieren oder einem vollkommen anderen Bedienkonzept folgen wie der Server Manager. Außerdem sind sie immer an eine spezifische Version von Windows gebunden, so dass mit Feature-Upgrades von Windows 10 häufig auch die RSAT neu installiert werden müssen.
Lücken in den RSAT
Schließlich decken sie bis heute nicht alle Features von Windows Server ab, so dass nicht für alle Aufgaben eine GUI zur Verfügung steht. Das gilt etwa für das Management von hyperkonvergenten Infrastrukturen, wo Storage Spaces Direct weitgehend mit PowerShell verwaltet werden muss. Dafür bringt Honolulu nun ein eigenes Modul mit.
Die zwei weiteren der insgesamt 3 Module sind der Failover Cluster Manager und der Server Manager. Letzterer versammelt viele der Funktionen, die auch von den RSAT abgedeckt werden.
Kurze Update-Intervalle
Bei der Evaluierung des aktuellen Funktionsumfangs ist zu bedenken, dass Microsoft die Web-Tools mindestens zweimal pro Jahr aktualisieren möchte.
Aus diesem Grund werden sie vorerst nicht zum Lieferumfang von Windows Server gehören, damit sie vom Update-Zyklus des OS entkoppelt bleiben. Lizenztechnisch sind sie jedoch ein Bestandteil des Betriebssystems.
Das Modul Server Manager enthält aktuell folgende Tools:
Overview: Die Übersicht kombiniert Funktionen des Task-Managers (grafische CPU- und RAM-Auslastung) und der Erweiterten Systemeinstellungen. Somit kann man dort den Namen des Rechners ändern oder einer Domäne beitreten. Außerdem lässt sich der Server von hier herunterfahren oder neu starten.
Certificates: Bietet einen Einblick in den Zertifikatspeicher des Servers. Abgelaufene Zertifikate und solche, die in Kürze ungültig werden, lassen sich über vorgefertigte Filter anzeigen. Das Tool blendet zudem Ereignisse aus dem Eventlog ein, die mit Zertifikaten zu tun haben.
Devices: Abgesehen von den Funktionen Enable und Disable handelt es sich dabei um eine Readonly-Variante des Geräte-Managers.
Events: Web-Version der Ereignisanzeige, aus der man Einträge exportieren oder löschen kann. Wie in der MMC-Version fehlt eine Volltextsuche, es bleibt beim altbekannten Filter.
Files: Damit kann man durch das Dateisystem eines Servers navigieren, Dateien löschen, hinauf- und herunterladen oder umbenennen. Außerdem kann das Tool neue Ordner anlegen.
Die Suche beschränkt sich auf die aktuell im Browser angezeigten Namen von Dateien und Verzeichnissen, um eine echte lokale Suchmaschine handelt es sich nicht. Wer Verzeichnisse im Netz freigeben möchte, wir hier nicht fündig, hier empfiehlt sich weiterhin der Server-Manager.
Firewall: Das Tool kann Regeln anzeigen, (de-)aktivieren und löschen. Die Liste lässt sich nach ein- und ausgehenden Regeln filtern. Neue Regeln kann man ebenfalls erstellen, es fehlt aber die Möglichkeit, bestimmte Programme zuzulassen oder diese zu blockieren.
Local Users & Groups: Damit lassen sich Benutzer und Gruppen anlegen, Benutzer zu Gruppen hinzufügen, Passwörter ändern und User löschen.
Network: Hier kann man die Adaptereinstellungen ändern, also feste oder dynamische IP-Adressen konfigurieren oder DNS-Server festlegen.
Processes: Übersicht über laufende Prozesse, die man von hier auch beenden kann
Registry: Browser-basierter Registriereditor, mit dem man Schlüssel und Werte hinzufügen, bearbeiten oder löschen kann. Der Import und Export von .reg-Dateien ist ebenfalls möglich.
Roles & Features: Dieses Tool entspricht weitgehend dem Wizard zum Hinzufügen und Entfernen von Rollen und Features im Server Manager. Einen eigenen Modus für die RDS gibt es hier allerdings nicht.
Services: Liste der Windows-Dienste, die man von hier starten, anhalten oder beenden kann. Außerdem lässt sich hier der Starttyp ändern.
Storage: Hier finden sich im Wesentlichen die von der Datenträgerverwaltung bekannten Funktionen. Dazu gehört das Vergrößern und Verkleinern von Volumes, das Formatieren von Laufwerken und das Ändern der ihnen zugeordneten Buchstaben. Auch VHDs kann man hier erstellen.
Storage Replica: GUI zur Konfiguration von Storage Replica, das mit Windows Server 2016 eingeführt wurde und das bis dato nur über PowerShell verwaltet werden konnte.
Virtual Machines: Hier versammeln sich die Funktionen für das Management von virtuellen Maschinen, wie man sie aus dem Hyper-V Manager kennt. Dazu zählen sowohl das Starten, Stoppen, Anhalten oder Speichern von VMs, das Erstellen von Snapshots als auch das Bearbeiten der Einstellungen.
Virtual Switches: Dieses Tool dient erwartungsgemäß der Verwaltung von virtuellen Switches von Hyper-V-Hosts. Wie im Hyper-V Manager kann man diese damit neu anlegen, bearbeiten, umbenennen oder löschen.
Windows Update: Dieses Tool verhält sich ähnlich wie das korrespondierende Feature in der App Einstellungen. Öffnet man diese Seite, dann sucht es automatisch nach vorhandenen Updates. Darüber hinaus kann man dort die Einstellungen für den Bezug und die Installation der Patches anpassen.
Keine Tools für Active Directory
Vergleicht man diese Liste mit den Programmen in RSAT, dann wird man schnell feststellen, dass wesentliche Tools noch fehlen. Dazu zählen allen voran jene für das Management des AD wie Active Directory-Benutzer und -Computer oder das AD-Verwaltungscenter.
Einem Vortrag auf der Ignite zufolge möchten sich die "Honolulu"-Entwickler erst mit dem AD-Team über die Integration dieser Werkzeuge abstimmen, so dass der Support für das AD-Management noch dauern dürfte.
Aktuell fehlt selbst eine einfache AD-Integration, um Server, die man mit den Web-Tools verwalten möchte, aus dem Verzeichnis auszulesen. Ihre Namen muss man entweder manuell eingeben oder aus einer Textdatei importieren.
Integration von Remotedesktop
Ähnlich sieht es mit der Unterstützung für die Remote Desktop Services aus. Dort spielen die MMC seit Windows Server 2012 keine wesentliche Rolle mehr, für die meisten Aufgaben ist der Server Manager zuständig.
Während dieser jedoch mehrere Rechner zu Gruppen zusammenfassen kann, um darauf eine Aktion anzuwenden, sehen die "Honolulu"-Tools generell kein Multi-Server-Management vor.
RDP-Client und PowerShell-Integration in Kürze
Als nächster Schritt steht die Integration von RDP-Sitzungen auf der Tagesordnung. Dadurch kann man direkt aus den Web-Tools eine Session auf dem betreffenden Server starten. Wie es auf den ersten Demos aussieht, kommt dafür der neue HTML5-Client für RDP zum Einsatz.
Ebenfalls als Prototyp existiert eine Web-basierte Kommandozeile für PowerShell, die sich im Kontext eines Servers öffnen lässt. Sie unterstützt etwa auch die Syntax-Hervorhebung oder die Auto-Vervollständigung von Befehlen.
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