Tags: Backup, Windows 8
Die große Neuerung von Windows 8 in puncto Datensicherung ist ein Feature namens File History (Dateiversionsverlauf). Es erstellt kontinuierliche Backups von Benutzerdateien und bewahrt davon mehrere Versionen auf. Für eine Systemwiederherstellung eignet sich File History aber nicht, so dass man dafür das altbekannte Backup-Programm von Windows 7 benötigt.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger bringt Windows 8 somit einen besseren Schutz für Benutzerdaten, und zwar nicht nur bei Hardware-Defekten, sondern auch gegen Fehler des Anwenders (wie versehentliches Löschen). Für eine umfassende Sicherungsstrategie muss man das neue Feature mit dem herkömmlichen Backup kombinieren.
Entkoppelung von Systemsicherung und File-Backup
Die ungünstige Verquickung von Systemsicherungen mit dem Schutz für Benutzerdaten zählt zu den vielen Unzulänglichkeiten von Windows 7 Backup. Da man generell nur einen einzigen Backup-Job definieren kann, muss man beide Arten der Sicherung immer zusammen ausführen. Während es aber meistens ausreicht, einmal pro Woche ein komplettes Systemabbild für das Disaster Recovery zu speichern, ist ein solches Intervall für Dokumente in der Regel zu lang.
Windows 8 entkoppelt diese beiden Vorgänge, indem es für die Benutzerdaten eine separate Sicherung anbietet. Sie lässt sich vollkommen unabhängig von einer Vollsicherung des Systems konfigurieren, so dass man dafür auch eigenständige Backup-Intervalle festlegen kann.
Windows 7 Backup nur für Systemabbild nötig
Ein weiterer Vorteil dieser Neuerung besteht darin, dass man das herkömmliche Backup-Programm auf die beherrschbare Funktion Systemabbild beschränken kann (siehe dazu meine ausführliche Anleitung). Wer sie bereits unter Windows 7 genutzt hat, muss sich nicht umstellen, weil sich die Software nicht verändert hat. Nicht einmal der Name ist neu, es heißt nach wie vor Windows 7 Backup.
Auch wenn man das Dienstprogramm wie unter Windows 7 in der Systemsteuerung unter System und Sicherheit erwartet, dann wird man es dort trotzdem nicht ohne Weiteres finden. Auf der Seite des Dateiversionsverlauf findet sich in Windows 8.1 ganz links unten dafür ein Link mit der Bezeichnung Systemabbildsicherung. Um das Backup-Tool unter Windows 8 aufzustöbern, gibt man am besten in der Suche den Begriff Windows 7-Dateiwiederherstellung ein.
Probleme mit virtuellen Maschinen
Will man Windows 7 Backup für die komplette Sicherung des Systemlaufwerks einsetzen, dann sollte man unter Windows 8 bei seinen Planungen an ein weiteres neues Feature denken, nämlich an Hyper-V.
Das Backup-Programm ist nicht dafür ausgelegt, eingeschaltete virtuelle Maschinen zu sichern, so dass sie nachher in einem inkonsistenten Zustand vorliegen können. Man sollte daher alle VMs vor der Sicherung herunterfahren oder sie auf ein separates Laufwerk auslagern.
Benutzerdaten sichern mit File History
Der Dateiversionsverlauf von Windows 8 ist eine Weiterentwicklung von Vorherige Dateiversionen, die man in Windows 7 über Computerschutz in der Systemsteuerung unter System und Sicherheit => System => Erweiterte Systemeinstellungen aktivieren konnte. Dieses Feature war jedoch bei den Backup-Optionen und der Wiederherstellung von Dateien so dürftig ausgestattet, dass es kaum jemand kennt oder nutzt.
Die File History in Windows 8 bringt einige wesentliche Verbesserungen, die sie zu einer interessanten Lösung für die Sicherung der Benutzerdaten macht. So kann man nun auch Netzlaufwerke als Ziel für das Backup angeben, und sie sichert nicht nur geänderte, sondern alle Dateien. Außerdem führt der Dateiversionsverlauf eine einfach bedienbare Oberfläche für die Wiederherstellung ein.
Dateiversionsverlauf einschalten
Wie Vorherige Dateiversionen unter Windows 7 ist auch File History in Windows 8 standardmäßig abgeschaltet. Um sie zu aktivieren, öffnet man die Systemsteuerung unter System und Sicherheit => Dateiversionsverlauf. Bevor man sie einschalten kann, prüft sie, ob ein eigenes lokales Laufwerk für die Sicherung zur Verfügung steht. Gibt es ein solches nicht, kann man nach der fehlgeschlagenen Suche eine Netzwerkfreigabe wählen.
Das Einschalten des Dateiversionsverlaufs startet diesen mit den Vorgabewerten, eine weitere Konfiguration ist nicht unbedingt erforderlich. Standardmäßig sichert es den Inhalt aller Bibliotheken, des Desktops, die IE-Favoriten und Kontakte. In vielen Fällen empfiehlt es sich aber, dieses Feature zu justieren. Dazu gehört etwa der Ausschluss bestimmter Ordner, weil die Größe und die Eigenart der darin enthaltenen Dateien sich nicht gut mit File History vertragen.
Große Dateien mit häufigen Änderungen ausschließen
Als Speicherfresser erweist sich nämlich das Verfahren, alle Dateien, die sich seit dem letzten Sicherungslauf verändert haben, immer wieder komplett als neue Versionen aufzubewahren. Der Dateiversionsverlauf sichert also nicht bloß die Differenz zwischen den Versionen, sondern kopiert die Dateien in voller Größe auf das Ziellaufwerk, wo es ihre Namen um eine Zeitangabe ergänzt.
Dies hat zwar den Vorteil, dass man die Dateien auf der Backup-Disk ohne Verwendung eines Restore-Tools direkt mit einem passenden Programm öffnen kann, und das auch unter einer älteren Windows-Version. Aber große Dateien, die sich laufend ändern, wie beispielsweise jene von virtuellen Maschinen, würden im Nu die Platte füllen. Wenn man also für VHDs das Standardverzeichnis von Hyper-V im Profil des öffentlichen Benutzers verwendet und dieses in eine Bibliothek aufgenommen hat, dann sollte man es von der File History ausschließen.
Einstellungen für Intervall und Cache
Weitere Optionen für den Dateiversionsverlauf unter Erweiterte Einstellungen erlauben eine zusätzliche Anpassung des Features. Dort gibt es die Möglichkeit, das Sicherungsintervall zu verändern, wenn man den Eindruck hat, dass der voreingestellte Wert von einer Stunde nicht passt.
Der Offline-Cache dient dazu, Versionen von geänderten Dateien auf dem Systemlaufwerk zwischenzuspeichern, wenn die Backup-Disk oder die Netzwerkfreigabe für File History nicht verfügbar ist. Sobald der Rechner wieder Verbindung mit dem Sicherungslaufwerk hat, schreibt er die Dateien aus dem Cache an seinen Bestimmungsort. In den Erweiterten Einstellungen kann man bestimmen, wie viel Speicherplatz der Cache verbrauchen darf (max. 20%).
Versionen zeitlich befristen und bereinigen
Die dritte Option dient dazu, die Aufbewahrungsfristen für Dateiversionen festzulegen. Voreingestellt ist der Wert Für immer. Abhängig von der Art der Daten und dem verfügbaren Speicherplatz kann man hier durchaus Zeiträume setzen, um dem Datenwachstum Einhalt zu gebieten. Falls man nur ein Überlaufen der Platte verhindern möchte, dann eignet sich dafür der Wert Bis Platz benötigt wird.
Wenn man Versionen über einen längeren Zeitraum zu großzügig angesammelt hat, dann besteht nachträglich die Möglichkeit, das Backup-Laufwerk aufzuräumen. Zuständig ist dafür der Befehl Versionen bereinigen. Er öffnet einen Dialog, der das Löschen von Dateien abhängig von ihrem Alter erlaubt. Alternativ können von jeder Datei alle Versionen mit Ausnahme der neuesten entfernt werden.
Wiederherstellen von Dateiversionen
Wenn man zum Wiederherstellen nicht die Dateiversionen manuell vom Backup-Laufwerk auf ihren Ursprungsort zurückkopieren möchte, dann kann man sich zu diesem Zweck eines eigenen Restore-Tools bedienen. Dieses öffnet man entweder in der Systemsteuerung mit dem Befehl Persönliche Dateien wiederherstellen. Damit befindet man sich im Wurzelverzeichnis der Backup-Disk und muss sich dann zum gewünschten Verzeichnis durchklicken.
Alternativ wechselt man im Explorer zum Ursprungsort der gesicherten Datei und führt im Menüband unter Start den Befehl Verlauf aus. Dies öffnet eine Ansicht mit Dateiversionen, die ausschließlich diesem Ordner entstammen. Über das Kontextmenü einer Datei kann man sie am Ursprungsort oder in einem anderen Verzeichnis wiederherstellen.
Möchte man eine bestimmte Version einer Datei auswählen, dann gelangt man über einen Doppelklick auf ihren Namen in einen Viewer, in dem man horizontal durch die Versionen scrollen und diese selektiv wiederherstellen kann - hier aber nur im ursprünglichen Verzeichnis.
Fazit
Bei der Bewertung der Backup-Optionen von Windows 8 muss man bedenken, dass diese nur für Einzelplatz-PCs im SOHO-Bereich gedacht sind. Mit einer deutlichen Aufwertung des Backup-Programms zur Sicherung und Wiederherstellung von Systemlaufwerken war nicht zu rechnen, weil Microsoft im professionellen Umfeld dafür Windows Server 2012 Essentials vorsieht. Dieser enthält eine zentrale Datensicherung für alle angeschlossenen PCs und lässt sich zudem als Ziel für die File History einsetzen.
Bei der Sicherung der Benutzerdaten hingegen ist der Dateiversionsverlauf ein großer Fortschritt im Vergleich zu den unzulänglichen Möglichkeiten, die Windows 7 Backup geboten hat und in Windows 8 immer noch enthält.
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8 Kommentare
Hallo,
nur leider funktioniert die Filehistory nur sehr unbefriedigend:
http://social.technet.microsoft.com/Forums/windows/en-US/14cedd95-b3b0-4...
vg
Uwe
Hallo,
wie sieht das aus mit verschiedenen Benutzern. Wenn Benutzer A angemeldet ist werden dann auch die Daten von Benutzer B gesichert ?
Gruß
File-History schreibt die Dateien aller Benutzer in separate Verzeichnisse des Backup-Laufwerks. Es schützt also die Daten aller User auf einem PC.
Seine Aufgabe besteht jedoch darin, geänderte Dateien kontinuierlich zu sichern. Bei nicht angemeldeten Benutzern hätte es daher nichts zu tun.
Hatte einen Ordner als neue Bibliothek hinzugefügt und den Dateiversionsverlauf ausgeführt. Im Wiederherstellungsfenster wurde diese Bibliothek nicht aufgelistet.
Zweiter Versuch: Ordner in eine bestehende Bibliothek "Dokumente" integriert. Nach der Ausführung des Dateiverlaufs war die Bibliothek "Dokumente" in der Anzeige der Wiederherstellung nicht mehr vorhanden.
Wie das?
Passen "Systemabbildsicherung" und "Dateiversionsverlauf wirklich nahtlos zusammen???
Ich habe einigen Recherche-Aufwand getrieben, aber keine Antwort auf meine ziemlich grundsätzliche Frage gefunden.
Hintergrund:
Beim Update von Windows 8 auf 8.1 hatte ich massive Probleme. Dabei kam es aus nicht nachvollziehbaren Gründen zu einem Systemabsturz.
Ich griff auf eine Systemabbildsicherung von 8.0 zurück. Danach ergaben sich Schwierigkeiten mit dem "Dateiversionsverlauf".
Das ist aber nicht das Thema; denn inzwischen läuft mein 8.1 einwandfrei.
Die vorangegangenen Probleme führten aber gestern zu einem Test, das Zusammenspiel von "Systemabbildsicherung" und "Dateiversionsverlauf" zu überprüfen. Mein derzeitiger Eindruck: Die Mechanismen passen nicht wirklich zusammen!!!
Meine Erwartung:
Ich mache von Zeit zu Zeit (sagen wir mal einmal im Monat) eine Systemabbildsicherung. Dazwischen sichere ich mit dem Dateiversionsverlauf (FileHistory) die Änderungen meiner persönlichen Dateien. Stürzt nun mein System ab, gehe ich zunächst auf meine letzte Systemabbildsicherung zurück.
Sagen wir, der Absturz ist 25 Tage nach meiner letzten Systemabbildsicherung passiert und in meiner Dateiverlaufssicherung im Directory FileHistory auf dem externen Datenträger befinden sich z.B. einige Tausend geänderter Dateien seit der Erstellung des Systemabbilds.
Ich würde nun erwarten, dass das 25 Tage alte Systemabbild in der Lage ist, die vielen Tausend neuerer Dateien im FileHistory nachträglich in meine normale Filesystem-Strukturen zu übertragen.
In meinem Test machte ich folgendes:
1. Testordner mit der Dateiverlaufssicherung sichern.
2. Systemabbild S1 erzeugen.
3. Testdateien ändern.
4. Geänderte Dateien mit Dateiversionsverlauf sichern.
5. Ältere Versionen (also den Stand von Punkt 1) löschen (über Systemsteuerung/Dateiversionsverlauf/Erweiterte Einstellungen/Versionen bereinigen)
6. Systemabbild S1 auf der Systemplatte wiederherstellen. Ich hatte also einen Stand ohne meine Änderungen in Punkt 3
7. Versuch die Dateien im Testordner über Systemsteuerung/Dateiversionsverlauf/Persönliche Dateien wiederherstellen
Die Dateien werden auch angezeigt (sie sind ja auch im Originalverzeichnis vorhanden – ebenso im richtigen Unterverzeichnis von FileHistory). Als ich die Wiederherstellung durchführen wollte kam es zu einer Fehlermeldung die ich nur sinngemäß wiedergeben kann: "Datei im Verzeichnis d:\FileHistory\...\...\ nicht mehr vorhanden"
Ganz offensichtlich hat das wiederhergestellte System S1 in seiner internen Datenbank verzeichnet, welche Dateien mit welchen Zeitstempeln wiederhergestellt werden können. Die Dateien die mit dem "abgestürzten" System verändert worden sind, mit einem späteren Zeitstempel kennt das ältere System aber nicht. Zur Erinnerung: Die Dateien sind in Unterverzeichnissen des "FileHistory"-Verzeichnisses enthalten, die im Pfadaufbau dem Ort des Originals entsprechen. Die Dateinamen erhalten einen Zeitstempel der Kragenweite (2013_11_02 20_14_55 UTC).
Wenn das dem Microsoft Plan entspricht, dann sind meine oben formulierten Erwartungen nicht erfüllbar und ich frage mich, welchen Nutzen die viel gerühmte mit Windows 8 eingeführte Sicherung mit dem schönen Namen "Dateiversionsverlauf" haben soll. Sie schützt mich offensichtlich nur vor eigenen Fehlern und erlaubt es mir auf einen älteren Stand zurückzukehren, falls ich eine neuere Version korrumpiert habe. Zum Zusammenspiel mit dem Systemabbild taugt sie dann aber nicht.
Hier [url=http://superuser.com/questions/542785/can-i-use-windows-8-file-history-t... - Can I use Windows 8 File History to restore file from another Windows 8 File History Image? - Super User[/url] scheint jemand eine ähnliche Frage aufgeworfen zu haben. (Blieb unbeantwortet):
"Let say, if my Windows 8 is down, or my computer hardware is damaged, and I must reinstall Windows 8 or buy a new Windows 8 machine.
Can I use the File History Image from old Windows 8, to restore my files, say MY DOCUMENT, DESKTOP....etc to the new Windows 8 machine?"
Nachträglich kam mir die Idee ob ein Löschen der Konfigurationsdateien in C:\Users\\AppData\Local\Microsoft\Windows\FileHistory\Configuration und ein Übertragen der Files aus dem FileHistory Configuration Verzeichnis den Windows 8.1 Mechanismus überlisten hätte können.
Ich habe aber keine Lust den sehr aufwändigen Test nochmals zu wiederholen.:(
Welche Erfahrungen haben andere gemacht?
Sehr gute Beobachtung! Wenn File History nicht mit dem Zurücksetzen des Systems auf einen früheren Zustand zurechtkommt, dann wird dies auch auf andere Backup-Systeme zutreffen. Eine denkbare Lösung wäre für diesen Fall ein PowerShell-Script, das die neuesten Dateiversionen vom Sicherungslaufwerk an ihren Ursprungsort zurückkopiert und sie dabei umbenennt.
An das Umbenennen der Dateien hatte ich auch schon gedacht.
Ich glaube aber es geht einfacher so:
Bevor man den Dateiversionsverlauf nach Restaurierung des Systemabbilds wieder einschaltet, kopiert man die (neueren) Configuration-Files vom Sicherungslaufwerkung (Unterverzeichnis "Configuration" im FileHistory Verzeichnis auf dem Sicherungslaufwerk nach
C:\Users\"username"\AppData\Local\Microsoft\Windows\
FileHistory\Configuration
Ich habe das heute simuliert (Durch Umkopieren der Configuration-Files ohne erneut das ganze Systemabbild zu sichern und zu restaurieren) und das hat geklappt.
Auf so etwas sollte aber Microsoft hinweisen oder ein entsprechendes Feature implementieren.
Hallo!
Vielleicht bin ich zu blöd, aber was genau ist beim Dateiversionsverlauf der Unterschied zwischen "Für Immer" und "Bis Platz benötigt wird". Bedeutet "Für Immer", dass keine neuen Updates gemacht werden, wenn die Platte voll ist, so dass man dann zwar die ganz alten Dateiversionen noch hat aber dafür keine neueren mehr gesichert werden?
Anguel