Tags: Windows Server, Lizenzierung, Storage, Server Core
Microsoft hatte im 1. Halbjahr 2017 angekündigt, Windows as a Service auf das Server-OS auszudehnen und Features-Updates zwei Mal pro Jahr auszuliefern. Mit Server 1709 liegt nun das erste dieser Releases vor. Es bringt einige neue Features, aber auch mehrere Einschränkungen.
Beim neuen Update-Zyklus ist es wichtig zu verstehen, dass es sich dabei um eine Ergänzung zum bisherigen Modell handelt. Windows Server wird weiterhin im 3- bis 4-Jahre-Rhythmus erscheinen, und zwar im Long Term Servicing Channel (LTSC). Parallel dazu gibt es alle 6 Monate ein Upgrade im Rahmen des Semi-annual Channel (SAC).
Reduzierte Optionen im SAC
Die Unterschiede zwischen den beiden Varianten zeigen sich schon bei der Benennung. Im LTSC erkennt man die Version an der Jahreszahl, also etwa Windows Server 2016 oder 2020. Die Releases im SAC dagegen bekommen eine Kombination aus Jahr und Monat, also Server 1709 oder 1803.
Darüber hinaus gibt es nach dem aktuellen Stand noch Unterschiede beim Erwerb und Support des Betriebssystems:
- Der Bezug von Windows Server über den Semi-annual Channel setzt eine Software Assurance voraus
- Im LTSC gewährt Microsoft wie bisher je 5 Jahre für Mainstream und Extended Support. Beim SAC beträgt er 18 Monate pro Release.
Doch das ist nicht alles. Die beiden Ausprägungen des Systems unterscheiden sich auch technisch bzw. im Funktionsumfang. Genau genommen handelt es sich bei den Releases im SAC um keinen vollständigen Windows Server:
- Er unterstützt nur die Installationsoption Server Core, als Container-Image kommt noch Nano Server hinzu. Damit entfallen beispielsweise Rollen wie die des Remote Desktop Session Hosts.
- Releases wie Server 1709 umfassen nur die Editionen Standard und Datacenter, Essential gibt es dort nicht.
Neben diesen Einschränkungen der SAC-Versionen besteht eine weitere Limitierung darin, dass es kein In-Place-Upgrade auf eine LTSC-Installation erlaubt, also etwa Server 1709 nicht über Windows Server 2016 aufgespielt werden kann. Eine Umstellung erfordert somit eine Neuinstallation.
Storage Spaces Direct fehlen
Zusätzlich zu diesen grundsätzlichen Beschränkungen wartet Server 1709 als erstes Release im SAC mit weiteren Defiziten auf. So fehlt aktuell mit den Storage Spaces Direct eine wesentliche Neuerung von Server 2016 und damit auch die Möglichkeit zur Einrichtung einer hyperkonvergenten Konfiguration.
Nach Auskunft von Microsoft sollte dieses Feature weiterentwickelt werden, habe aber vorerst noch nicht eine Qualität erreicht, die für den Einsatz in produktiven Umgebungen erforderlich sei. Der Hersteller empfiehlt daher, für hyperkonvergente Installationen bis zum Erscheinen der Version 1803 bei Server 2016 zu bleiben. Ein gemischter Betrieb von SAC und LTSB in S2D-Deployments wird dabei nicht unterstützt.
Defizite beim Remote-Management
Die Probleme, die Microsoft mit den kurzen Update-Intervallen hat, zeigen sich auch bei den RSAT. Die Version zur Verwaltung von Server 1709 kommt aktuell ohne den DNS-Manager und lässt sich nicht über Windows-Features aktivieren oder deaktivieren in der Systemsteuerung verwalten.
Gleichzeitig ist das als modernes Management angepriesene Projekt Honolulu noch in einer Preview-Phase und beim Funktionsumfang noch längst nicht auf dem Stand der RSAT.
Neue Features in Windows 1709
Wie vor einem halben Jahr angekündigt, stellt Microsoft den Nano Server als Host-OS ein und beschränkt ihn auf den Einsatz als Container-Image. Dessen Größe hat sich von 390MB auf 80MB um 80 Prozent reduziert, jenes für Server Core um 60 Prozent. Das Release unterstützt auch Hyper-V-Container mit Linux.
Ältere Images lassen sich auf Server 1709 weiterhin ausführen, umgekehrt sind die neuen schlanken Container-Abbilder nicht mit Server 2016 kompatibel. Container können nun File-Shares oder Cluster Shared Volumes als Speicher verwenden.
Das Release 1709 bringt unter anderem noch folgende Verbesserungen:
- Optimiertes Load Blancing für VMs durch besseres Monitoring der Auslastung von OS und Anwendungen.
- Unterstützung der Datendeduplizierung auf ReFS
- SMB v1 ist per Voreinstellung deaktiviert
- Test-Failover für Storage Replica: Snapshots des replizierten Speichers lassen sich auf den Zielsystemen temporär für Tests mounten.
- Der Host Guardian Service (HGS) lässt sich nun in einer Shielded VM betreiben. Bisher war dafür ein physikalischer Cluster erforderlich.
Eine vollständige Liste der Neuerungen findet sich auf dieser Seite.
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