Tags: Lizenzierung, Hyper-V, Windows Server, Server Core
Mit dem Kauf einer Lizenz von Windows Server ist es bekanntlich nicht getan, hinzu kommen zumindest noch Client-Lizenzen (CALs). Das seit Windows Server 2008 konsequent umgesetzt Rollenkonzept führte zusätzlich zu einer weiteren Differenzierung bei den Lizenzen. Und schließlich wirkt sich die Integration eines Hypervisors in das Betriebssystem auf die Nutzungsrechte aus. Für den Erwerb der notwendigen Lizenzen ist daher eine Matrix aus Windows-Edition, installierten Rollen und dem Einsatz von Virtualisierung entscheidend.
Um die Sache noch komplizierter zu machen kommt hinzu, dass die drei wichtigsten Editionen "Standard", "Enterprise" und "Data Center" zwar alle 17 Rollen unterstützen, aber die Installationsoption "Server Core" nur einen Teil davon. Außerdem bringt die Edition Foundation die maximal zulässigen CALs schon mit und die Edition "Web" deckt sich mit weitgehend mit der Rolle Web Services (die Web Edition lässt noch zusätzlich die DNS-Rolle zu).
Windows Server 2008 CAL für R2
Diese Client-Lizenz deckt den Zugriff auf Windows Server 2008 R2 und ältere Version in den meisten Rollen ab. Dazu zählen die verschiedenen die meisten Active-Directory-Services, Datei- und Druck-Server, Applikations-Server, DNS- oder DHCP-Server. Die Server-CAL kann pro Benutzer oder pro Gerät, mit dem auf den/die Server zugegriffen wird, erworben werden.
Keine CALs werden benötigt, wenn Benutzer anonym auf den Server zugreifen, etwa auf einen Web Server im öffentlichen Internet, für die Administration (beschränkt auf max. 2 Verbindungen) oder für den Zugriff auf eine Betriebssystem-Instanz, deren Aufgabe ausschließlich in der Hardware-Virtualisierung besteht.
In gemischten Umgebungen ist darauf zu achten, dass die CALs immer die neueste Version von Windows Server abdecken, auf die ein Client zugreift. Das bedeutet etwa, dass beim Update eines Domänen-Controllers, der häufig vor anderen Server auf den neuesten Stand gebracht wird, alle CALs aktualisiert werden müssen, weil alle Clients seine Dienste in Anspruch nehmen. Windows Server 2008 R2 gilt in diesem Zusammenhang übrigens nicht als eigene Version, so dass auch CALs für den Server 2008 zulässig sind.
CALs für Windows Server können unter Umständen günstiger im Paket mit anderen Client-Lizenzen erworben werden, je nachdem welche Server-Produkte aus dem Hause Microsoft ein Unternehmen sonst noch einsetzt. Die Windows-Server-CAL ist nämlich Bestandteil der Core-CAL- und Enterprise-CAL-Suite.
Lizenz External Connector
CALs erlauben nur Mitarbeitern eines Unternehmens und ihnen gleichgestellten Personen den Zugriff auf Windows Server. Angehörige einer Partnerfirma oder andere externe Nutzer benötigen dagegen einen External Connector. Das gilt jedoch nicht für Benutzer im Web, die sich nicht gegenüber dem System authentifizieren müssen.
Derartige Konnektoren sind aber nicht für alle Editionen verfügbar, so gibt es sie nicht für den Small Business Server und die Web-Edition. Daher ist beispielsweise nicht möglich, mit der Web-Edition einen öffentlichen Web-Server zu betreiben, auf den neben anonymen Usern einige authentifizierte externe Benutzer zugreifen.
Windows Rights Management Services 2008 CAL
Bei den Rights Mangement Services von Windows Server handelt es sich um eine eDRM-Lösung, die über eine eigene Rolle bereitgestellt wird. Ihre Nutzung erfordert neben einer Server CAL zusätzlich eine RMS CAL für den Zugriff auf die Rechteverwaltungsdienste. Sie ist wahlweise als geräte- oder benutzerbezogene Lizenz zu haben.
Sollen externe Nutzer in die Lage versetzt werden, RMS-geschützte Dokumente zu öffnen, dann benötigen sie eine Lizenz namens RMS 2008 External Connector. Diese gilt pro Server und erlaubt eine unbeschränkte Zahl von Anwender, entsprechend fällt der Preis mit 18000 Dollar relativ hoch aus. Nachdem CALs nur für interne Benutzer gelten, ist begleitend zum RMS Connector ein External Connector für den Windows Server nötig.
Windows Server 2008 RDS CAL
Für den Einsatz der Remote Desktop Services (RDS), den Nachfolgern der Terminaldienste, ist eine eigene Client-Lizenz erforderlich. Wie bei der RMS CAL ergänzt sie die Windows Server CAL, die somit zusätzlich angeschafft werden muss.
Mit dem Update von Server 2008 auf Server 2008 R2 wurde die neu benannten Terminaldienste um eine einfache Lösung für die Desktop-Virtualisierung erweitert. Dennoch sind die Windows Server 2008 TS CALs auch noch für die RDS gültig.Neu in der R2-Version ist zudem, dass die RDS CAL eine Client-Lizenz für App-V enthält, wenn dieses verwendet wird, um Anwendungen auf dem Terminal-Server zu virtualisieren.
Um die RDS nutzen zu können, muss ein RDS Lizenz-Server installiert werden. Ein solcher muss spätestens 120 Tage, nachdem ein RDS-Server in Betrieb genommen wird, eingerichtet sein. Dann läuft die Gnadenfrist ab und Clients können sich nicht mehr mit den Remote Desktop Services verbinden.
Nutzungsrechte bei Virtualisierung
Seit der Version 2008 ist Hyper-V standardmäßig Teil von Windows Server (ausgenommen die Editionen Web, Foundation und jene für den Itanium-Chip). Microsoft trägt dieser Tatsache durch eine veränderte Lizenzpolitik Rechnung, die auf Basis einer physikalischen Installation zusätzlich die Ausführung virtueller Instanzen zulässt. Die Standard Edition enthält das Recht auf ein virtuelles Operating System Environment (OSE), die Enterprise Edition auf 4 und bei der Datacenter Edition ist ihre Zahl unbegrenzt. Der Foundation-Server darf nicht in einer virtuellen Umgebung ausgeführt werden.
Die virtuellen OSEs dürfen beliebig zwischen Hosts verschoben werden, solange dort die von der erworbenen Edition maximal erlaubten Instanzen nicht überschritten werden. Die häufig kolportierte Einschränkung, dass eine Lizenz von Windows Server frühestens nach 90 Tagen einer neuen Hardware zugeordnet werden darf, gilt nur für die Installation auf dem physikalischen System.
Bezüglich der CALs gilt wie oben erwähnt, dass für die Installation direkt auf der Hardware keine CALs nötig sind, wenn sie bloß dazu dient, virtuelle Rechner zu erzeugen und zu verwalten. Daher ist es konsequent, dass sich die Version der CALs nach der neusten Windows-Version richtet, die in einer VM läuft. Wenn etwa der Server 2008 R2 verwendet wird, um mehrere Windows Server 2003 zu virtualisieren, dann reichen die CALs für die Version 2003.
Windows Server Core
Bei dieser etwas schlankeren Server-Variante und aktivierte grafische Oberfläche handelt es sich um keine eigene Edition oder Rolle. Vielmehr ist Server Core eine Installationsoption der Editionen Standard, Enterprise, Datacenter und Web. Sie kann nur für 10 der insgesamt 17 Rollen von Windows Server 2008 R2 konfiguriert werden.
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5 Kommentare
Zitat:
"Die häufig kolportierte Einschränkung, dass eine Lizenz von Windows Server frühestens nach 90 Tagen einer neuen Hardware zugeordnet werden darf, gilt nur für die Installation auf dem physikalischen System."
Also braucht man nicht mehr für jeden Host eines virtualisierungs Clusters mit vMotion / DRS / LiveMigration eine Lizenz die dem physischen Server zugewiesen wird in der Anzahl der VM's?
Wenn dies der Fall ist, in welchen offiziellen Microsoft Dokument kann man dies nachlesen?
Es gibt einige Dokumente, die diesen Sachverhalt darstellen, beispielsweise "Licensing Microsoft Windows Server 2008 to Run with Virtualization Technologies" (DOC).
Hier heißt es:
"For Windows Server software, except in a few cases (see “Assignment of Licenses” above), licenses may only be reassigned to new hardware after 90 days. This, however, does not restrict the dynamic movement of virtual OSEs between licensed servers. As long as the servers are licensed and do not simultaneously run more instances than the number for which they are licensed, you are free to use VMotion and System Center Virtual Machine Manager to move virtualized instances between licensed servers at will."
In "LICENSING MICROSOFT SERVER PRODUCTS IN VIRTUAL ENVIRONMENTS
MAY 2011"
http://download.microsoft.com/download/9/E/4/9E4CCEC9-222B-4563-8DCD-43F...
steht "Reassigning a Software License
Moving an instance of software from one server to another is not the same as reassigning a software license from one server to another. Moving an instance of software means to move the software bits from one server to another. Reassigning a software license means to assign that license to another server so that it becomes the server licensed to run that software. For example, in Figure 7 below, the instances of Windows Server and Exchange Server move from server A to server C and the licenses to run those instances are reassigned from server A to server C. If the licenses are not reassigned, server C cannot run the instances. By reassigning the licenses, however, server C is now the new server licensed to run the instances and Server A is no longer the licensed server."
Demzufolge benötigt man doch in einer virtualisierten Umgebung, welche z.B. aus 3 x ESX und 40 Windows Server VM's besteht, bei aktivem DRS 120 Windows Server Lizenzen (wenn es um Win Std. geht). Oder eben die Datacenter Lizenz.
In Ihrem Beispiel wäre es nicht eine Lizenz für die Datacenter Edition, sondern gleich 3. Da die Lizenzbedingungen von Microsoft kompliziert sind, habe ich meine Antwort auf Ihren Kommentar als separaten Beitrag veröffentlicht.
Ich lese und lese und werde doch nicht schlau aus den Lizenzen. Wenn ich einen Backupserver auf Hardware habe mit Windows Server 2008R2 Standard darf ich dann zusätzlich eine virtuelle Instanz von Windows auf einem EXSer laufen lassen?
Mir ist einfach noch nicht ganz klar wann und wie ich die virtuelle Inztanz verwenden darf.